Berlin. Krieg, Inflation und ein geringes Vertrauen in die Regierung – viele Deutsche haben laut einer Umfrage in der aktuellen Weltlage Angst.

Die Bevölkerung in Deutschland fühlt sich aktuell weniger sicher als in den Jahren zuvor. Inflation, extreme Gruppierungen und geringes Vertrauen in die Regierung machen den Deutschen Angst. Das zeigen die heute in Berlin vorgestellten Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des IfD Allensbach im Auftrag des Centrums für Strategie und Höhere Führung.

1000 Personen wurden in der Zeit von Anfang bis Mitte Januar für den Sicherheitsreport befragt. Vor allem das geringe Vertrauen der Deutschen in die Migrationspolitik der Bundesregierung fällt auf: Über 80 Prozent der Bundesbürger haben wenig oder kein Vertrauen in die Ampel beim Thema Migration.

Inflation, Islamisten und Rechtsextremisten: Das macht den Deutschen Angst

Wie aus dem Sicherheitsreport 2024 hervorgeht, fühlen sich derzeit nur 61 Prozent der Bevölkerung insgesamt sicher. Zwei Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 76 Prozent. Als besonders große Bedrohung empfinden die Deutschen Islamistische Gruppierungen, Clans, Rechtsextremisten und Reichsbürger. Von ihnen gingen laut der Befragten am ehesten eine Gefahr in Deutschland aus.

Am meisten Sorgen macht den Deutschen aber die Inflation: 76 Prozent sorgt sich wegen Preissteigerungen, 55 Prozent empfinden sie sogar als persönliche Bedrohung. 73 Prozent beschäftigt vor allem der Krieg in der Ukraine und 64 Prozent die immer unberechenbarer werdende Weltlage. Fast die Hälfte der Deutschen empfindet eine militärische Verwicklung Deutschlands derzeit als persönliche Bedrohung. Der Andrang von Geflüchteten nach Europa belastet 63 Prozent der Deutschen.

Krieg im Nahen Osten als ähnlich bedrohlich wahrgenommen wie Ukraine-Krieg

Die Situation im Nahen Osten wird als ähnlich bedrohlich wahrgenommen wie der im Februar 2022 begonnene russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Auch wenn den Angaben zufolge 27 Prozent der Bevölkerung das Vorgehen Israels gegen die Hamas im Gazastreifen für angemessen hält. 43 Prozent der Befragten finden die Reaktion auf den terroristischen Angriff vom 7. Oktober übertrieben, 30 Prozent äußerten sich unentschieden.

Russland beurteilen 75 Prozent der Deutschen weiterhin als den größten Friedensgefährder. Der Kriegsausgang in der Ukraine ist nach Überzeugung der Mehrheit nach wie vor unsicher. Darüber hinaus empfinden 43 Prozent den Konflikt zwischen China und Taiwan für besonders beunruhigend.

Sorge um Bündnispartner USA und Forderung nach mehr Sicherheit

Auch der Bündnispartner USA besorgt die Deutschen. Aufgrund der anhaltenden Debatten um die Unterstützung der im US-Kongress und die Erfolge von Ex-Präsident Donald Trump in den Vorwahlen wachsen hierzulande Zweifel, ob die USA ein zuverlässiger Partner sind. Demnach gehen aktuell noch 39 Prozent der Befragten davon aus, dass das Bündnis mit den USA stabil bleibt, ganze 29 Prozent zweifeln das an.

Der Großteil befürwortet deshalb mehr Maßnahmen für die innere und äußere Sicherheit: Den Angaben zufolge fordern 89 Prozent der Bevölkerung bessere Schutzmaßnahmen gegen Naturkatastrophen, 72 Prozent halten mehr Investitionen in die Ausstattung der Bundeswehr für notwendig.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe eine Zeitenwende bei der Bundeswehr angekündigt, „und die Mehrheit der Bürger fragt sich, wo und wie die eigentlich stattfindet“, sagte der Gründer des Centrums für Strategie und Höhere Führung, Klaus Schweinsberg.

Umfrage: Bevölkerung in Ostdeutschland macht sich mehr Sorgen

Bei den Ergebnissen treten große Unterschiede zwischen Ost und West zutage, etwa was die Einschätzung Russlands betrifft und die Sorge, im Krankheitsfall nicht gut versorgt zu werden. „West- und Ostdeutschland driften zurzeit auseinander. Das ist ein Problem, dem viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird“, sagte die Leiterin des Meinungsforschungsinstituts, Renate Köcher.

Bezüglich der USA gehen 24 Prozent der Gesamtbevölkerung, aber ganze 40 Prozent der ostdeutschen Bevölkerung davon aus, dass die USA zu den Ländern gehören, die am ehesten den Frieden gefährden. Das Gefährdungspotenzial der AfD hingegen wird in Westdeutschland deutlich größer wahrgenommen als in Ostdeutschland.

Eine „allgemeine Unsicherheit, wie es weitergeht“ spüren laut der aktuellen Ausgabe des Sicherheitsreports 68 Prozent der Menschen in Ostdeutschland und 46 Prozent im Westen. Mehr Sorgen als ihren Landsleuten im Westen machen den Menschen im Osten demnach unter anderem der Zuzug von Flüchtlingen nach Europa und die Entwicklung der Energiekosten.

Dass Deutschland in militärische Konflikte hineingezogen werden könnte, befürchten laut Untersuchung 76 Prozent der Menschen in Ostdeutschland und 44 Prozent im Westen.

oli/dpa