Berlin. Die AfD-Chefin fällt auf Fake News eines Parteifreunds herein. Das ist peinlich genug. Ihr Umgang mit dem Fauxpas lässt tief blicken.

Was das Video der Messerattacke aus Mannheim zeigt, ist in seiner Brutalität kaum zu ertragen. Wer es gesehen hat, den lassen die Bilder nicht mehr los. Schon wenige Minuten nach der Tat kursierte es tausendfach in den sozialen Medien – ungeprüft, ohne Einordnung und für jedermann sichtbar.

Die Polizei bat seither mehrfach darum, es nicht weiter zu verbreiten. Rechte, aber auch Politiker der AfD nutzen es dennoch, um Stimmung zu machen gegen Muslime und den Islam. Das war erwartbar. Auch der Vorwurf, das verstörende Material würde gezielt zensiert, um ein vermeintliches Versagen der Regierung in der Migrationspolitik zu vertuschen, ist nicht neu.

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Neu ist aber, dass ein Vertreter der AfD einer Bundesministerin solcherlei Aussagen wohlkalkuliert mittels Künstlicher Intelligenz in den Mund legt, weil sie ins Narrativ passen – und die Parteivorsitzende Alice Weidel das gefälschte Material in einer Rede mit größtmöglicher Empörung vorträgt.

Quellenprüfung darf auch von der AfD erwartet werden

In Zeiten nahezu unendlicher Möglichkeiten der Manipulation von Bildern, Texten und Videos sollte ein Mindestmaß an Seriosität im Umgang mit Quellen für alle Parteien – auch für die AfD – selbstverständlich sein. In diesem Fall wäre es ein Leichtes gewesen, den Urheber der Desinformation innerhalb der eigenen Partei – und sogar innerhalb des Landesverbands von Weidel – ausfindig zu machen.

Judith Görs ist Politik-Redakteurin in der FUNKE Zentralredaktion.
Judith Görs ist Politik-Redakteurin in der FUNKE Zentralredaktion. © Privat | Privat

Dass das nicht passiert ist, offenbart ein schockierendes Ausmaß an Verantwortungslosigkeit. Auch mit einem dürren „Tut uns leid“ ist es in diesem Fall nicht getan. Denn die gefälschte Mitteilung geistert weiter durchs Netz – und wurde vom Urheber mit unverhohlenem Stolz noch einmal publiziert. Keine Spur von Unrechtsbewusstsein.

Man stelle sich einmal vor, die SPD hätte das umgekehrt mit Alice Weidel so gemacht. Auf Fake News hereinzufallen, kann passieren. Nun sollte die Parteivorsitzende aber auch so viel Anstand haben, sich deutlich von dieser schamlosen Hetze zu distanzieren – und sich bei der richtigen Adressatin entschuldigen: Nancy Faeser.

NameAlice Elisabeth Weidel
Geburtsdatum6. Februar 1979
AmtAfD-Bundesvorsitzende
ParteiAlternative für Deutschland (AfD)
Parteimitglied seit2013
Familienstandeingetragene Lebenspartnerschaft, zwei Kinder
WohnortÜberlingen, Einsiedeln (Schweiz)