Berlin. Die Sicherheit von Massenereignissen wie die Fußball-EM oder Olympia ist ein Alptraum. Eine konkrete Drohung des IS weckt große Sorgen.

Zwei große Sportevents stehen an, erst die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, dann die Olympischen Spiele in Paris. Es besteht höchste Terrorgefahr. Generell verspricht ein Anschlag bei einem Massenereignis viele Opfer und maximales Aufsehen.

Die Nervosität der Sicherheitsbehörden steigt. Die größte Gefahr geht vom Islamismus aus. Sie ist nicht abstrakt, sondern real. Die Anzeichen mehren sich, dass die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) oder von ihr animierte Täter was vorhaben. Die Alarmzeichen:

  • Ein Anschlag in Moskau.
  • Eine Verhaftung in Paris.
  • Ein Aufruf in Kanälen, die dem IS zugerechnet werden.
  • Ein Verdachtsfall in Deutschland.

Warnung vor einsamen Wölfen

Das jüngste Warnsignal ist ein Propagandabild, das die britische Boulevardzeitung „The Sun“ soeben veröffentlicht hat. Es zeigt die Hände von jemanden, der eine Drohne steuert. Im Hintergrund das vermeintliche Ziel: Der Eiffelturm, das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt.

Die Überschrift lautet: „Die Olympischen Spiele der einsamen Wölfe haben mit dem Willen Allahs begonnen.“ Das Ziel von Terrorismus ist Publizität und Furcht.

Die Drohung ist einerseits vage, andererseits ein doppelter Hinweis. Erstens kann es schon vor der Eröffnung zu Attacken kommen, die zweitens bei Einzeltätern nicht mal besonders komplex sein müssen. Es kann mal eine Messerattacke, mal ein Angriff mit einer selbstgebastelten Drohne mit Sprengstoff sein. Der Luftraum wird denn auch scharf kontrolliert.

Schlimme Erinnerungen in Frankreich

In Frankreich wecken solche Botschaften schlimme Erinnerungen. In der Nacht des 13. Novembers 2015 hatten Terroristen die Konzerthalle Bataclan in Paris angegriffen. Wozu sie fähig sind, hatten Extremisten im März bei einem Anschlag auf Konzertbesucher in der Crocus City in Moskau bewiesen. In Frankreich spricht man vom „Bataclan russe“.

Nur einen Monat später nahm die Polizei in Frankreich einen Jungen fest, der in sozialen Medien die Herstellung eines Sprengstoffgürtels angekündigt hatte. Bei der Durchsuchung seines Elternhauses fanden die Beamten ein Treuebekenntnis zum IS.

Festnahme im Raum Köln/Bonn

Vor wenigen Tagen kamen die Behörden in Bonn einem 23-Jährigen auf die Spur, der zum einen Finanzmittel auf ein Konto des IS überwiesen hatte und sich zum anderen als private Sicherheitskraft für Veranstaltungen im Rahmen der Fußball-EM beworben hatte. Gelegenheit macht Täter?

Die Bundesanwaltschaft fackelte nicht lange. Der Verdächtige wurde am Flughafen Köln/Bonn gefasst und sitzt in Untersuchungshaft. Es ist ein deutsch-marokkanisch-polnischer Staatsbürger. Er hatte im September 2023 über eine Kryptowährungsbörse rund 1700 US-Dollar auf ein Konto des IS überwiesen.

Olympia: Gigantische Dimension

Der französische Inlandsgeheimdienst ist sogar überzeugt, schon einen ersten konkreten Anschlag verhindert zu haben. Die Sicherheitsbehörden nahmen einen 18-jährigen, längst polizeibekannten tschetschenischen Einwanderer fest, der bei einem Fußballspiel während der Olympiade „als Märtyrer sterben“ wollte. Er hatte schon ein Stadion ausgespäht, Fotos und Videos zeugen davon. Auch er stand in Verbindung zum IS, wie die Auswertung seines Laptops zeigte.

Die EM ist schon eine Herausforderung, aber kein Vergleich zu Olympia. Zur EM werden 2,5 Millionen Fans erwartet, zu den olympischen Spielen 15 Millionen. Zur EM rechnet man mit 24 Mannschaften, bei Olympia mit mehr als 10.000 Athleten. Zum EM-Eröffnungsspiel am Freitag sind 67.000 Fans vorgesehen, zur Eröffnungszeremonie am 26. Juli in Paris gut 300.000 Zuschauer.

Die Athleten aus 203 Nationen werden in Booten auf der Seine unterwegs sein – und mit ihnen 30.000 Polizisten, 15.000 Soldaten und 22.000 Sicherheitskräfte. Es ist das erste Mal, dass die Zeremonie nicht in einem Stadion stattfinden soll. Laut „Sun“ haben westliche Geheimdienste in den vergangenen zwölf Monaten in Europa mindestens zwölf Terroranschläge verhindert. Israels andauernden Krieg gegen die Hamas könnte potenzielle Täter zusätzlich radikalisieren und mobilisieren.