Der kitschig-schöne und duftende Tummelplatz für Schmetterlinge braucht Pflege, aber beschneiden sollte man ihn nicht, solange noch Frost droht

Erwischt. "Kannst du es mal wieder nicht abwarten?", fragte, leicht spöttisch, meine Frau Anke, als ich mit der kleinen Astschere vor unserem Sommerflieder (Buddleia davidii) stand. Strahlend blauer Himmel, Windstille, in der Sonne gefühlte 15 Grad, mindestens. Natürlich hatte Anke mal wieder recht. Für einen Moment hatte ich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, unseren Schmetterlingsstrauch, wie jedes Jahr, einzukürzen - fast "auf Stock", wie der Gärtner sagt.

Es wäre wirklich reichlich früh gewesen, auch wenn andere Ratgeber einen Schnitt schon ab Februar erlauben. Besonders die Davidii-Hybriden sind, anders als die Alternifolia-Sorten, in unseren Breiten schon etwas frostanfällig - und der Winter, da müssen wir bloß nach draußen gucken, ist zurückgekommen. In den beiden vergangenen Jahren sind nicht nur bei mir im Wendland etliche Sommerflieder verfroren. Ich habe Glück gehabt und schütze seitdem winters den Strauch an der Basis mit Reisig und Laub.

Warum sollte ich auch den Sommerflieder schneiden, ich hatte ja auch so genug zu tun, um Beete und Gehölzränder frühlingsfein zu machen. Fetthennen, deren Blütenstände ich gerne stehen lasse, mussten genauso geschnitten werden wie winter- und sommergrüne Farne, deren abgestorbene Wedel Käfern und anderen Kleinlebewesen im Winter Schutz bieten. Elfenblumen und Johanniskraut waren zum Beispiel einzukürzen, Wollziest, Weinkraut ebenso. Ich konnte mich auch so am ersten schönen Vorfrühlingswochenende richtig austoben. Schneeglöckchen, Winterlinge und Krokusse habe ich leicht gedüngt, damit die Zwiebelpflanzen kräftig wachsen, blühen und sich vermehren. Narzissen zeigten sich noch nicht, ihre Wuchsstellen hatte ich aber im vergangenen Jahr markiert, um auch dort Dünger auszustreuen. Ihnen musste auf die Sprünge geholfen werden, sie waren ein wenig blühfaul geworden.

Aber zurück zum Sommerflieder. Beiden Arten, Davidii- und Alternifolia-Sorten, stammen aus den subtropischen Gebieten Ostasiens, Südamerikas und Südafrikas. Sie haben sich bei uns gut akklimatisiert, benötigen aber einen vollsonnigen und möglichst windgeschützten Standort. Sie wachsen auf allen normalen Gartenböden und lassen auch im trockenen Hochsommer nicht gleich die Köpfe hängen. Der ökologische Wert der Buddleja-Arten ist unbestritten. Kaum eine andere Blütenpflanze wird im Spätsommer so sehr von Hummeln und Schwebfliegen besucht wie der Sommerflieder. Schmetterlinge fliegen geradezu auf diesen Strauch, weswegen er fast besser unter dem Namen Schmetterlingsstrauch bekannt ist. Das ist absolut irre, wenn sich Kohlweißlinge, Zitronenfalter oder der wunderschöne Admiral auf diesem angenehm duftenden Flieder tummeln.

Ein Tipp für Leute, die genügend Platz in ihrem Garten haben: Pflanzen sie drei oder vier Sommerflieder zu einer freistehenden Gruppe im Abstand von mindesten 60 bis 80 Zentimetern. Manche halten es ja für leicht kitschig. Ich finde aber, es ist ein Traum, wenn die im Sommer in möglichst unterschiedlichen Farben losblühen. Die Sträucher gibt es nämlich in den verschiedensten Farben, von Weiß über Blau-, Violett-, Purpur-, Rot- bis hin zu Gelb-Orange-Tönen. Gut gedüngt und gegossen werden die leicht bogigen Triebe auch gut drei Meter hoch. So eine Knallergruppe braucht natürlich ausreichend Platz, möglichst sogar einen Einzelstandort. Ein Kreis mit einem Durchmesser von drei bis vier Metern wäre schon gut.

Nach meiner Erfahrung schneidet man Sommerflieder am besten Ende März/Anfang April. Buddleja-Sorten kann man bis auf 30 bis 40 Zentimeter über dem Boden kappen. Man sollte mindestens zwei Augen stehen lassen. Wer einen etwas dichteren Wuchs bevorzugt, schneidet einzelne Zweige in etwa 50 bis 80 Zentimeter Höhe. Als Faustregel gilt: Je später man die Schnittmaßnahme vornimmt, desto später blüht auch die Pflanze. Wer verblühte Blütenstände abschneidet, kann mit neuen Blüten rechnen. Alternifolia-Sorten sollte man gar nicht schneiden, sie blühen nur am vorjährigen Holz. Idealerweise lichtet man den Strauch nur aus, am besten im Spätwinter.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Sie erreichen mich unter: garten@abendblatt.de