Lüneburg. Wertvolle Wiesen bei Lüneburg komplett zerstört. Forstamt stellt Strafanzeige und fragt: Wer hat die Täter möglicherweise gesehen?

  • In der Nähe von Lüneburg sind Ende Mai wertvolle Flächen in einem Naturschutzgebiet zerstört worden
  • Was diese Flächen so wertvoll machte, ist der Rasen, der über dem Boden lag
  • Dieser so genannte „Magerrasen“ ist ein schützenswerter Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten

Es ist eine Aktion, die fassungslos macht: Unbekannte haben mit ihren Quad-Bikes in einem Naturschutzgebiet bei Lüneburg massive Schäden hinterlassen: Mit ihren Mini-Geländewagen bearbeiteten sie eine Fläche, die von den Regengüssen Ende Mai stark aufgeweicht und damit offenbar besonders interessant war.

Maximal betroffen von den Schäden ist laut Aussage des Niedersächsischen Forstamtes Sellhorn ein Magerrasen, Heimat zahlreicher gefährdeter Pflanzen- und Tierarten. Aber auch ein angrenzendes Waldgebiet trug sichtbare Spuren davon. Das Forstamt hat deshalb nun Strafanzeige gestellt.

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Der Anblick der zerstörten Natur dürfte keinen der anwesenden Forstexperten am Morgen des 23. Mai kalt gelassen haben. Auf der so genannten „Kompensationspoolfläche“ Steinhöhe bei Lüneburg stellten sie massive Schäden fest: Reifen hatten die feuchte Erde teilweise in den Seitenraum geschleudert und tiefe Spuren hinterlassen, indem sie den Oberboden regelrecht abschliffen und dadurch die dortige Flora zerstörten.

Die Reifen der Quads schleuderten die feuchte Erde teilweise in den Seitenraum und hinterließen tiefe Spuren.
Die Reifen der Quads schleuderten die feuchte Erde teilweise in den Seitenraum und hinterließen tiefe Spuren. © HA | Forstamt Sellhorn

Aufgrund der deutlichen Spuren und der frischen Reifenabdrücke gehen die Forstexperten davon aus, dass die Täter die Fläche am Vortag befahren hatte, als es in ganz Norddeutschland zu starken Regengüssen gekommen war.

Besonders betroffen ist ein Magerrasen der Forstamtfläche, der wertvolle Pflanzenarten beherbergt, darunter das Tausendgüldenkraut (Centaurium spp.), die Sandstrohblume (Helichrysum arenarium) und diverse Habichtskraut-Arten (Hieracium spp.).

Immer wieder kommt es auf der Fläche bei Lüneburg zu Vandalismus und Vermüllung

Auch im angrenzenden Waldgebiet stellten die Experten Schäden an empfindlichen Senken fest. Auch hier haben die Täter den Oberboden der Flächen komplett zerfahren, wodurch die ehemals artenreiche Vegetationsdecke vernichtet wurde.

Auch im angrenzenden Waldgebiet stellten die Experten Schäden an empfindlichen Senken fest.
Auch im angrenzenden Waldgebiet stellten die Experten Schäden an empfindlichen Senken fest. © HA | Forstamt Sellhorn

Es ist ein trauriger Höhepunkt in der Geschichte dieses speziell geschützten Abschnitts. „Auf der Fläche kommt es immer wieder zu Vandalismus durch Müllablagerung und -verbrennung, sowie Grabe-Arbeiten“, sagt Nils Mischke, Fachmann für Naturdienstleistungen, Waldökologie und Naturschutz im Forstamt Sellhorn. „Aber diese massive und aggressive Befahrung stellt bisher den traurigen Höhepunkt dar.“

Förster appellieren: Quads haben im Naturschutzgebiet nichts zu suchen

Die Polizei Lüneburg hat die Ermittlungen übernommen. „Auch wenn die Tat sich bereits am 22. Mai ereignet hat, möchten wir sie trotzdem öffentlich machen“, erklärte Forstamt-Sprecher Jobst-Marten Böttger im Gespräch mit dem Abendblatt: „Grund ist, dass zuvor verschiedene Termine und Begutachtungen vor Ort stattfinden mussten.“

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Das Forstamt Sellhorn appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger, die Naturflächen respektvoll zu behandeln und jegliche Befahrung mit Fahrzeugen auf diesen sensiblen Flächen zu unterlassen.

Wer Hinweise zu den Tätern geben möchte, kann sich an jede Dienststelle der Lüneburger Polizei wenden, persönlich oder telefonisch.