Landkreis Harburg. Junge Kartoffeln – mehr braucht es manchmal nicht, um glücklich zu sein. Im Hamburger Süden hat die Ernte der kleinen Knolle begonnen.

Mit Kräuterquark, feiner Speck-Sahnesoße, als Pellkartoffel mit Matjes oder einfach direkt aus der Pfanne: Die Frühkartoffeln aus der Region kommen jetzt auf den Markt und bringen gesunden Hochgenuss auf den Teller. Auch im Landkreis Harburg steht die Ernte an. Die Bauern rechnen mit guter Qualität.

In den Supermärkten liegen die Frühkartoffeln schon länger – sie haben weite Wege hinter sich, kommen zum Beispiel aus Ägypten. In der hiesigen Region geht die Ernte der schmackhaften Knollen mit der zerzausten Schale erst jetzt richtig los. Bei Christin Fitschen vom Hinze-Hof in Wulmstorf ist die Frühkartoffelernte bereits in vollem Gange, und auch Christian Harms vom Harms-Hof in Rosengarten steht in den Startlöchern.

Frühkartoffel-Ernte 2024: Das kosten die frischen Knollen im Hofladen

„Durch die lange Kälte und die viele Nässe haben die Landwirte ihre Kartoffel in diesem Jahr relativ spät in die Erde bekommen“, sagt Christin Fitschen. Die Landwirtschaftsmeisterin, die früher als Werbekauffrau in einer Agentur gearbeitet hat, bevor sie den elterlichen Hof übernahm, steigt von ihrem hohen Traktor ab. Sie kommt gerade von der großen Kartoffelhalle, in der die beliebten Knollen kühl lagern.

Christin Fitschen führt bei Hamburg einen Betrieb mit 160 Hektar Ackerfläche und 430 Schweinen.
Christin Fitschen führt bei Hamburg einen Betrieb mit 160 Hektar Ackerfläche und 430 Schweinen. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Die junge Frau führt einen Betrieb mit 160 Hektar Ackerfläche und 430 Schweinen. Kartoffeln bilden das Hauptgeschäft. Sie werden hauptsächlich als Saatkartoffeln vermarktet, aber auch über einen kleinen Hofladen direkt an die Kunden verkauft. Die neuen Frühkartoffeln der Sorte „Glorietta“ kostet dort 3 Euro pro Kilogramm beziehungsweise 5 Euro im 2,5 Kilo-Sack.

Wenn‘s nass und kalt ist, wachsen die Knollen langsamer

„Jetzt sind die Frühkartoffeln da“, freut sich Christin Fitschen. Die Pflanzen hätten insgesamt gut angesetzt und viele Knollen gebildet, obwohl die Kartoffeln langsamer gewachsen seien, weil die Böden lange kalt und nass gewesen seien. „Andererseits haben wir gute Qualitäten, weil immer genügend Wasser vorhanden war“, sagt die Bäuerin. Nur dort, wo es Staunässe gab, sei aus den Kartoffeln nicht viel geworden.

Christian Harms aus Rosengarten beginnt in einer Woche mit der Ernte seiner Frühkartoffeln vom Harms-Hof.
Christian Harms aus Rosengarten beginnt in einer Woche mit der Ernte seiner Frühkartoffeln vom Harms-Hof. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Weil seine Böden im Rosengarten schwerer und somit kälter sind, legt Christian Harms erst in einer Woche mit der Ernte der Frühkartoffeln los. Er kontrolliert ihr Wachstum aber regelmäßig und freut sich ebenfalls auf eine gute Ernte. Bis dahin gönnt sich der Landwirt eine Woche Urlaub in den Bergen mit seiner Familie – zum Kraftschöpfen vor der anstehenden, monatelang währenden Erntesaison.

Geschmack geht in Rosengarten vor Ertrag

Die Familie Harms lebt und wirtschaftet mittlerweile in der siebten Generation auf dem Hof in Iddensen, dessen Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Neben Raps, Weizen, Ackerbohne und Gerste werden auf dem Familienbetrieb viele verschiedene Kartoffeln angebaut. „Der Kartoffelanbau ist für uns eine Herzensangelegenheit, bei dem der Fokus auf dem Geschmack liegt. Für den Geschmack verzichten wir auch auf Ertrag“, sagt Christian Harms.

Ab dem 1. Juli gibt es die junge „Annabell“ in der Kartoffeltankstelle der Familie Harms in Rosengarten/Iddensen.
Ab dem 1. Juli gibt es die junge „Annabell“ in der Kartoffeltankstelle der Familie Harms in Rosengarten/Iddensen. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Kartoffeln gibt es auf dem Hof und auf vielen Märkten

Bei der Vermarktung seiner Erdäpfel setzt Christian Harms auf den direkten Kontakt zum Kunden. „Bei uns gibt es Kartoffeln mit Familienanschluss“, sagt er. Das hat einen guten Grund: „Umso näher man am Kunden sei, umso weniger müsse man sich als Erzeuger mit den Preissprüngen im Großhandel auseinandersetzen, meint der Landwirt.

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Seine Frau, eine Architektin, hat eine schicke Kartoffeltankstelle entworfen: Ein kleines, kühles Holzhäuschen, in dem die verschiedenen Kartoffeln vor dem Tageslicht geschützt sind und in Selbstbedienung erstanden werden können. Die neuen Frühkartoffeln sind dort ab dem 1. Juli zu bekommen. Und auf den Märkten der Region: Auch viele Marktbeschicker, die in Hamburg und im Umland ihre Gemüsestände betreiben, holen die Kartoffeln auf dem Harms-Hof in Iddensen ab.

Gerichte mit Frühkartoffel – da braucht es nicht viel

Christian Harms bietet bei den Frühkartoffeln die Sorten „Annabell“ an und – mit einer kurzen zeitlichen Verzögerung – ebenfalls „Glorietta“. „Durch die kurze Vegetationszeit haben Frühkartoffeln eine vergleichsweise dünne Schale, die – ordentlich abgeschrubbt – mitgegessen werden kann“, sagt er. Der Landwirt steht gern selbst am Herd seiner stylishen Küche, um mit der Vielfalt seiner Erdäpfel zu experimentieren.

Christian Harms hält Kartoffeln der Sorte „Annabell“ in der Hand. Die Ernte dürfte gut werden.
Christian Harms hält Kartoffeln der Sorte „Annabell“ in der Hand. Die Ernte dürfte gut werden. © Harms-Hof | Harms-Hof

„Die Frühkartoffel haben einen so feinen Geschmack – die essen wir am liebsten einfach als Pellkartoffeln mit Schale. Dazu gibt es entweder nur Butter und Salz oder einen frischen Quark“, sagt der dreifache Vater. Er rät den Verbrauchern, die zarten Knollen möglichst frisch zu kaufen und bald zu essen, denn lagern lassen sie sich aufgrund der geringen Schalenfestigkeit nicht so gut. „In einer Papiertüte halten sie im Kühlschrank aber schon zehn bis 14 Tage“, meint Harms.

Heimische Kartoffeln haben kleinen CO2-Fußabdruck

Insgesamt wurden in Niedersachsen nach Angaben des Bauernverbands Landvolk Niedersachsen im vergangenen Jahr auf 120.500 Hektar Kartoffeln angebaut, das waren rund 46 Prozent aller Kartoffelanbauflächen in Deutschland. Rund 3.900 Hektar der niedersächsischen Fläche habe der Anbau von Öko-Kartoffeln eingenommen.

Mehr Produkte aus der Region

Gerade im Kartoffelbereich könnte es in diesem Jahr sogar noch eine Steigerung der Anbauzahlen geben: „Aufgrund der guten Preise im vergangenen Jahr sind einige Landwirte neu in das Kartoffelgeschäft eingestiegen“, sagt Joachim Hasberg, Geschäftsführer der Niedersächsischen Früh- und Veredelungskartoffel-Erzeugergemeinschaft.

Er nennt einen weiteren Vorteil der heimischen Knollen: „Die Landwirte roden nur so viel, wie die Abpacker gebrauchen können und von dort werden sie sofort an den Handel weitergeleitet“, verweist der Branchenvertreter auf die kurzen Wege und den damit verbundenen kleinen CO2-Fußabdruck der deutschen Kartoffeln.