Büchen. Die Frage, wie Kinder und Jugendliche besser beteiligt werden, beschäftigt die Aktiven ebenso wie die Folgen der Haushaltssperre.

Die zweite Auflage des Street Life Festes am Skatepark in Büchen wurde zum Kinderfest mit einigen politischen Akzenten. Jugendliche und junge Erwachsene, die sich zur Europawahl informieren lassen wollten, waren wenige unter den feiernden Gästen. Die interessierten sich eher für einen Jugendbeirat. Und für die Folgen der aktuellen Haushaltssperre auf die Jugendarbeit. Eltern mit Kindern nutzten vor allem aber die Chance, die Skateanlage und das bunte Programm zu genießen.

Eingeladen hatten Büchens neue Jugendpflegerin und Streetworkerin Kathrin Dobbertin und das Juz-Team. Dobbertin hatte eine aus Paletten gefertigte Bank dabei, mit der sie durch die Gemeinde ziehen will, um Gespräche zu führen. Mit Spraydosen durften die Kinder und Jugendlichen die Bank farbig besprühen, so einen mobilen Treffpunkt schaffen. Zudem hatten Jugendliche für die jüngeren Besucher Hindernisse gestaltet, um mit Kindern einfache Sprünge zu üben. Nebenan konnten selbst gestaltete Buttons gefertigt werden.

Neuer Anlauf für Kinder- und Jugendbeirat in Büchen

Die stärkste Fraktion in der Gemeinde, die Aktiven Bürger Büchen (ABB), hatte ein Glücksrad aufgestellt, an dem die Kleinen eine Portion Eis und andere Leckereien gewinnen konnten. Dem Fraktionsvorsitzenden Markus Räth und seinen politischen Mitstreitern liegt das Thema Kinder- und Jugendbeirat sehr am Herzen. Der vorige hatte sich vor zehn Jahren aufgelöst.

Aktiv für die Europawahl: Manon Flindt und Gemeindevertreterin Nadine Satzel mit der Bücherner Kreistagsabgeordneten Gitta Neemann-Güntner am Stand der SPD an der Skatebahn.
Aktiv für die Europawahl: Manon Flindt und Gemeindevertreterin Nadine Satzel mit der Bücherner Kreistagsabgeordneten Gitta Neemann-Güntner am Stand der SPD an der Skatebahn. © bgz | Gabriele Kasdorff - Kasdorff@magenta.de

„Die Gemeindevertretung hat auf unseren Antrag hin beschlossen, künftig wieder einen Jugendbeirat zu etablieren, nun braucht es Kinder und Jugendliche, die sich einbringen möchten. Dafür stehen wir hier, nicht für die Europawahl“, betonte Räth. Erfolgreich war vor Kurzem die Etablierung eines Seniorenbeirates in Büchen, der inzwischen engagiert und erfolgreich mitarbeite. „Immerhin hätten auch die Jugendlichen ein Rede- und Antragsrecht, mit dem sie ihre Interessen erläutern und vorantreiben könnten“, warb der Fraktionsvorsitzende.

ABB: Jugendliche können ihre Interessen selbst vorantreiben

Ähnlich sahen es auch die Vertreter der SPD um die Kreistagsabgeordnete und Gemeindevertreterin Gitta Neemann-Güntner. Die Sozialdemokraten warben jedoch zugleich mit einem kleinen Europa-Quiz für die am 9. Juli anstehende Europawahl.

„Die Jugendlichen haben einen anderen Blick auf ihre eigenen Belange. Die Streetworkerin Kathrin Dobbertin möchte vor der Gründung eines Beirates jedoch gern zuerst die Kinder- und Jugendbeteiligung vorantreiben“, so Neemann-Gütner. Die Gründung eines Beirates, meint Büchens Jugendpflegerin, solle dann aus dem Kreis der Kids heraus geschehen, nicht fremdbestimmt durch Erwachsene vorangetrieben werden.

Grüne: Erwachsene sind schlechte Vertreter für die Jugend

Ebenfalls vertreten waren Grüne aus Kreis und Gemeinde sowie die Grüne Jugend Herzogtum Lauenburg, die sich aus Ratzeburg, Geesthacht und Büchen zu einer Gruppe zusammengetan haben. Robert Wlodarczyk, Mitglied des Kreistages, betonte die Bedeutung eines Jugendbeirates für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen: „Der ist unbedingt unterstützenswert. Gern stelle ich den Kontakt zum Jugendbeirat Ratzeburg her. Die Mitbestimmung ist gesetzlich verankert, denn Erwachsene sind nicht in der Lage, die Bedürfnisse von Jugendlichen widerzuspiegeln.“ Im Gespräch mit Kids kämen zudem oft kreative und neue Ideen zutage.

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Jugendpflegerin Kathrin Dobbertin und Juz-Leiterin Svenja Kaszubowski hatten das Fest organisiert und waren mit dem Zuspruch von Eltern und Kindern sehr zufrieden. Dennoch ist die Diplom-Pädagogin und Juz-Leiterin Kaszubowski in Sorge um die künftige Jugendarbeit in Büchen: „Es hat sich herausgestellt, dass erhebliche Schulden auf dem Gemeindehaushalt lasten, außerdem sind etwa 500.000 Euro an Gewerbesteuern plötzlich weggefallen.“

Sparzwang: Was wird aus Büchens Juz?

Es gebe derzeit wenig finanziellen Spielraum, bedauert sie: „Wir arbeiten mit unseren 2,5 Stellen an Fachkräften seit 2018 für etwa 1.000 Kinder und Jugendliche in einem Container.“

Der aber kann auf der derzeitigen Fläche nicht stehen bleiben, soll spätestens 2025 verschwinden. Inwieweit eine Ersatzlösung auf einem Nachbarstandort finanziert werden kann, ob dafür Schulcontainer angemietet oder gekauft werden, ist angesichts der angespannten Haushaltslage weiterhin in der Schwebe.

Fällt noch im Juni die Haushaltssperre in Büchen?

Mitte Juni berät der Finanzausschuss der Gemeinde Büchen über einen Nachtragshaushalt. Mit Kürzungen sollen dann die Steuerausfälle zumindest in Teilen ausgeglichen werden. Zudem muss die Vorgabe des Kreises erfüllt werden: Büchen muss die Kreditaufnahme auf unter zehn Millionen Euro beschränken. Kann sich die Politik auf diese Vorgaben verständigen, kann die vom Bürgermeister verhängte Haushaltsperre wieder aufgehoben werden.