Hamburg/Otterndorf. Junge Menschen grölen Hetzlied nahe einem Schulgelände in Niedersachsen. Wie die Polizei solche Straftaten künftig unterbinden will.

Jetzt hat also auch die niedersächsische Kleinstadt Otterndorf bei Cuxhaven, etwa 7200 Einwohner groß, ihren Rassismus-Eklat: nach Sylt, nach Güby mit dem Elite-Internat Louisenlund, nach Hamburg (Schlagermove), nach Löningen und Altendorf (Schützenfeste). All diese Städte und Gemeinden eint, dass Menschen dort zum ziemlich betagten Bierzeltsong „L’amour toujours“ des italienischen DJ Gigi D’Agostino die unter anderem durch die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen bekannte rassistische Hetzparole „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ grölten.

Ganz ähnlich soll sich die Geschichte an diesem Dienstag (28. Mai) in Otterndorf wiederholt haben, und zwar auf dem Gelände des dortigen Schulzentrums, das ein Gymnasium, eine Haupt- und eine Realschule beherbergt. Gegen 12.30 Uhr meldeten Schüler, dass „eine Personengruppe“ auf dem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) nahe der Schule die schon bekannten Gesänge mit dem ausländerfeindlichen Hintergrund „lautstark“ gesungen habe. So berichtet es die Cuxhavener Polizei.

Rassismus-Eklat in Otterndorf: 16-Jähriger gibt Nazi-Parolen zu

Alarmierte Polizisten rückten demnach aus und stießen auf zehn Jugendliche und junge Erwachsene, Männer wie Frauen, alle zwischen 15 und 19 Jahre alt. Mindestens ein Jugendlicher, 16 Jahre alt, habe zugegeben, zu dem ausländerfeindlichen Text gesungen zu haben. Andere hätten jedoch eine Beteiligung „zumindest teilweise“ abgestritten oder seien als Zeugen erfasst worden, sagt Stephan Hertz, Sprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven.

Das Prozedere ist dasselbe wie in allen anderen Fällen auch: Die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung. Zudem habe man „eindringliche Gespräche mit allen Beteiligten geführt“, so Hertz. Nicht selten brüsten sich Jugendliche mit vermeintlich verwegenen Taten öffentlich.

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Unmittelbar nach dem initialen Sylt-Eklat vom Pfingstwochenende hatte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) gewarnt, dass ein Nachahmen des Liedes mit den ausländerfeindlichen Parolen gerade jungen Leuten eine willkommene Gelegenheit zur Provokation bieten könnte. Jugendliche hätten „schon immer bewusst gesellschaftliche Tabus gebrochen“. Es sei daher wichtig, „ihnen zu verdeutlichen, welche Tragweite solche Gesänge haben“.

Otterndorf: Was die Polizei künftig gegen solche Hass-Aktionen unternehmen will

Ob auch der Otterndorfer Vorfall gefilmt und in den sozialen Medien verbreitet worden sei, „kann zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden“, so Hertz. Und wie sollte man mit künftigen Nachahmungen dieser Art und Trittbrettfahrern verfahren? Michael Hasselmann, Leiter der Polizeiinspektion Cuxhaven, meint: „Eine starke Sensibilisierung, offene Aufklärungsarbeit, aber auch der klare Hinweis auf strafbares Verhalten sind die gesamtheitlichen Aufgaben aller beteiligten Institutionen und Behörden.“

Hasselmann weiter: „Schulen und Schulträger sowie Präventionsangebote, zum Beispiel durch die Polizei, aber auch strafrechtliche Ermittlungen und gegebenenfalls juristische Konsequenzen müssen dazu führen, dass derartiges Verhalten konsequent unterbunden wird.“