Bad Oldesloe. Stormarn will die Verträge mit den Beratungsstellen in Bad Oldesloe und Glinde beenden. Doch nun gibt es eine Überraschung.

Das war anders geplant: Eigentlich sollten die Mitglieder des Sozial- und Gesundheitsausschusses in ihrer jüngsten Sitzung die Leistungsbeschreibung zur Ausschreibung für den Betrieb der Schuldnerberatungsstellen im Kreis Stormarn zur Kenntnis nehmen und den Weg für die Neuausschreibung freimachen. Wie berichtet, hatte der Kreis im Herbst 2023 entschieden, die Leistungen für beide Schuldnerberatungsstellen in Bad Oldesloe und Glinde neu auszuschreiben und die Verträge mit den Trägern zu beenden. Das sind für Bad Oldesloe die Arbeiterwohlfahrt (Awo) und für Glinde die Sönke-Nissen-Park Stiftung.

Die Nachricht hatte bei den Verantwortlichen seinerzeit für große Verunsicherung gesorgt. Eine Neuausschreibung hatte es zuvor noch nie gegeben. Konkret bedeutet das, dass sich die Träger nach der zu erwartenden Kündigung neu bewerben müssen. „Der Kreis legt die Bedingungen fest. Die kennen wir aktuell noch nicht und wissen nicht, ob wir sie erfüllen können“, sagte damals Anette Schmitt, Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbandes Stormarn, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Kreis Stormarn hat Schuldnerberatungsstellen doch nicht gekündigt

Doch nun verkündete die Ausschussvorsitzende Marion Meyer (SPD): „Die Ausschreibung ist nicht ganz korrekt.“ Sie müsse überarbeitet werden, was zu einer Verzögerung führe. „Entsprechend konnte auch die Kündigung noch nicht ausgesprochen werden, da wir sonst in einem halben Jahr keine Schuldnerberatungen mehr hätten.“ Geplant war eine Kündigung zum Jahresende. Was exakt in dem zwölfseitigen Papier zu beanstanden war? „Es ging in der Ausschreibung auch um die Insolvenzberatung, die aber Sache des Landes ist. Außerdem wurden in der Ausschreibung Berufstätige als Kunden der Beratungsstellen ausgeschlossen, es können ja aber auch Berufstätige in die Verschuldung rutschen“, sagt Marion Meyer.

Laut der Leistungsbeschreibung, die nun überarbeitet wird, hätte der Betrieb der Schuldnerberatung zum 1. Januar 2025 neu vergeben werden sollen. Das wird sich nun, wie die Mitglieder des Ausschusses einstimmig beschlossen haben, um maximal ein Jahr verzögern. Die Schuldnerberatungen seien informiert. In der nächsten Sitzung nach der Sommerpause am Dienstag, 17. September, soll das Thema erneut auf der Tagesordnung stehen.

Leiterin der Schuldnerberatungsstelle begrüßt den Aufschub der Neuausschreibung

„Für mich sind das mittelgute Nachrichten“, sagt Ute Lehmann, Leitern der Awo-Schuldnerberatungsstelle in Bad Oldesloe, auf Nachfrage unserer Redaktion. „Ich finde die Ausschreibung eigentlich immer noch nicht gut. Ich finde, dass man mit den beiden Trägern einfach neu verhandeln könnte. Aber wenn es denn zu einer Ausschreibung kommt, bin ich froh und glücklich, dass es nicht übers Knie gebrochen wird, sondern dass in aller Ruhe eine Leistungsbeschreibung erstellt wird.“ Die zusätzliche Zeit gebe allen Beteiligten die Möglichkeit, fachlich nachzuarbeiten und Expertise reinzuholen.

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Das findet Lehmann auch notwendig: „Das, was ich da gesehen habe, war wirklich ein Bürokratiemonster und mehr als praxisfern“, sagt sie. Lehmann würde nicht nur begrüßen, wenn Mitarbeiter der Schuldnerberatungsstellen, sondern auch zuständige Vertreter vom Land in den Prozess mit eingebunden würden. Dass dafür nun Zeit ist, ist für sie eine gute Nachricht. Lehmann: „Aktuell empfinde ich Erleichterung verbunden mit Hoffnung, dass der nächste Wurf besser wird.“

Lange war auch nicht klar, wie viel Geld vom Land für die Beratungsstellen kommt

Für Unsicherheit hatte auch die Tatsache gesorgt, dass lange nicht klar war, wie viel Geld vom Land Schleswig-Holstein kommt. Das ist mittlerweile anders. „Inzwischen wurde eine Förderrichtlinie rückwirkend zum 1. Januar 2024 verabschiedet“, so Lehmann. „Über die Beträge kann man sich streiten. Es ist nicht wahnsinnig erhöht worden, aber der Stundensatz wurde etwas angepasst.“ Immerhin habe man nun Zahlen, mit denen man rechnen könne. „Das ist schon mal hilfreich, denn vorher haben wir auf allen Gebieten geschwommen, beim Kreis und beim Land“, so die Leiterin der Beratungsstelle.

Wie berichtet, bangen viele Schuldnerberatungsstellen, auch die Institutionen in Glinde und Bad Oldesloe, seit längerer Zeit um ihre Existenz. Grund sind unter anderem die massiven Preissteigerungen durch den Ukraine-Krieg und weitere Faktoren. Inflation, Energiekrise und Mietpreiserhöhungen treffen auch die Schuldnerberatungen. Das führt nicht nur dazu, dass immer mehr Menschen Rat bei den Beratungsstellen suchen, sondern auch, dass sie selbst finanzielle Schwierigkeiten haben. Die Diakonie Schleswig-Holstein, die Träger von 18 Schuldnerberatungsstellen ist, hatte Anfang des Jahres in einem öffentlichen Brandbrief Alarm geschlagen. Darin hatte der Wohlfahrtsverband dringend mehr Geld vom Land gefordert. In Stormarn war die Unsicherheit durch die geplante Neuausschreibung erschwerend hinzugekommen.