1999 stand die beste deutsche Tennisspielerin zuletzt im Finale

London. Der 2. Juli 1988 sollte nicht nur für Steffi Graf zu einem ganz besonderen Tag werden. Sie war 19. Wilde blonde Mähne. Schüchtern. Geradezu scheu. Auf dem Centre Court von Wimbledon war davon damals allerdings nichts zu spüren. Dort legte „Fräulein Steffi“ vor 25 Jahren im Finale des so traditionsreichen Grand-Slam-Turniers „die alten Knochen der Navratilova zur Ruhe“, wie die „News of the World“ später schreiben sollte. Der 2. Juli 1988 wurde Bestandteil der deutschen Tennis-Geschichte.

Graf gewann das berühmte Tennisturnierzum ersten Mal. Sechs weitere Triumphe sollten folgen. Auch die „Times“ hatte nach dem 5:7, 6:2, 6:1-Erfolg der jungen Frau aus Brühl gegen die bis dahin nahezu unschlagbare US-Amerikanerin erkannt, dass nun „eine neue Ära“ beginnen sollte. Navratilova hatte von 1982 bis 1987 sechsmal in Serie in London triumphiert, nun übernahm Graf die Hauptrolle.

Sie blieb 377 Wochen an der Spitze der Weltrangliste, die sie am 17. August 1987 übernommen hatte. 1988 gewann Graf zudem den Golden Slam – alle vier Grand-Slam-Titel und die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Seoul.

Der Wimbledon-Sieg war nicht der erste und nicht der letzte von insgesamt 22 Grand-Slam-Titeln, aber es war der, den man später als Meilenstein ihrer Karriere bezeichnete. „Martina muss zur Kenntnis nehmen, dass sie es in Zukunft sehr schwer haben wird“, sagte Graf damals. „Als jemand mich neulich an dieses Jubiläum erinnerte, habe ich den Kopf geschüttelt. Lange her, das Ganze. Ich habe vieles erlebt seitdem“, sagte Graf jüngst der „Welt am Sonntag“. Wenn sie an Wimbledon denke, empfinde die zweifache Mutter noch immer „große Vertrautheit“, aber extreme Emotionen löse das Turnier nicht mehr aus. „Dafür ist alles zu weit weg. Es ist ja 14 Jahre her, dass ich zurückgetreten bin“.

Das Geschehen auf der Anlage des All England Lawn Tennis Club verfolgt die 44-Jährigeimmer noch tagesaktuell. Auf ihrer Facebook-Seite kommentiert sie es regelmäßig, obwohl sie sich sonst mit ihrem Ehemann Andre Agassi aus dem Tennis-Zirkus ins Familienleben nach Las Vegas zurückgezogen hat.

Aber sicher denkt sie in diesen Tagen an 1999 zurück. Der letzte deutsche Titel bei einem Grand Slam gelang ihr damals bei den French Open. Im selben Jahr stand sie als 30-Jährige als letzte Deutsche im Wimbledon-Finale, verlor gegen Lindsay Davenport mit 4:6, 5:7. Jetzt wird die Geschichte fortgeschrieben – von Sabine Lisicki, die überhaupt erst als vierte Deutsche nach Graf, Cilly Aussem (1931) und Hilde Sperling (1931/1936) in einem Wimbledon-Endspiel der Damen steht.