Winsen. 15 deutsche Spieler starten am Donnerstag beim Profi-Turnier in Winsen (Luhe). Für einen geht es noch um die Olympia-Teilnahme.

„Weißer Spargel, Kartoffeln und Schnitzel“ – Marcel Siem weiß genau, was er an Deutschland mag. Und was nicht: Norddeutsches Schmuddelwetter. „Meine Hüfte funktioniert besser bei Wärme“, sagte der auf Mauritius lebende Golfprofi aus Mettmann einen Tag vor den European Open auf den Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe), die an diesem Donnerstag beginnen.

Der 43-Jährige hatte beim Turnier der DP World Tour vor einem Jahr als geteilter Zweiter gemeinsam mit Maximilian Kieffer (33/Bergisch Gladbach) die Zuschauer begeistert. Die zwei Deutschen mussten sich nur dem nordirischen Toptalent Tom McKibbin (21) geschlagen geben.

Golf: Ansprüche von Siem und Kieffer sind gering

Und in diesem Jahr? „Ich will nur Golf spielen – und dann mal sehen, was rauskommt“, sagte Kieffer, der um 12.40 Uhr abschlägt. Sportlich betrachtet, hat er ein verlorenes halbes Jahr hinter sich, schlechte Resultate, viel Frust. „Vergangene Woche habe ich erstmals nach langer Zeit wieder vier gute Runden gespielt“, sagte er.

Auch Siems Ansprüche an sich selbst sind vor dem ersten von nur zwei deutschen Turnieren auf der europäischen Profitour eher bescheiden. Anfang Februar hatte er sich in München einer Hüft-Operation unterzogen. „Die Hüfte wird jeden Tag besser“, sagte er, „aber wenn ich den Cut schaffe und ins Wochenende komme, dann ist das für mich ein Erfolg.“

Siem spielt gemeinsam mit Masters-Champion Willett

154 Golfprofis und zwei Amateure mit einer speziellen Einladung schlagen am Donnerstag ab 7.30 Uhr auf dem längsten Turnierplatz in Europa ab. 2,5 Millionen Dollar ist das Preisgeld der Veranstaltung, die zum siebten Mal seit 2017 in Green Eagle stattfindet und international als „Hamburg“ vermarktet wird.

„Ich wollte unbedingt hier spielen“, erklärte Siem, warum er trotz der Unsicherheit um seine Hüfte um 7.50 Uhr an der Seite des britischen Masters-Siegers von 2016, Danny Willett, abschlagen wird. „Wenn die Sonne rauskommt, wird es ein geiles Turnier“, meint er. „Wenn es nass und kalt bleibt, dann braucht man Geduld und Leidensfähigkeit auf dem Platz.“

Spieler sind von der Atmosphäre in Winsen begeistert

Auch Kieffer sieht dem Wetterbericht mit gemischten Gefühlen entgegen. Bei seiner Pro-Am-Runde am Mittwoch gemeinsam mit Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste hat er schon die eine oder andere Dusche von oben bekommen. „Golf macht mehr Spaß, wenn die Sonne scheint“, sagte er, „wer sagt, ihm macht Regen nichts aus, der lügt.“

Die beiden hatten im vergangenen Jahr die Fans begeistert und ließen sich ihrerseits begeistern. „Ich habe noch nie eine solch überragende Stimmung bei einem deutschen Turnier erlebt – das war von der Atmosphäre das mit Abstand schönste Turnier“, sagte Siem. Und Kieffer ergänzte: „Es war hier ziemlich geil, daran werde ich mich auch nach meiner Karriere erinnern.“

Frankfurter Paul kämpft um Olympia-Ticket

Insgesamt 15 deutsche Spieler schlagen zu den ersten beiden Runden ab. Darunter sind in Jungprofi Anton Albers (24/9.30 Uhr) und Amateur Tiger Christensen (20/8.40 Uhr) auch zwei Spieler vom Hamburger Golf-Club Falkenstein. Christensen war erst am Dienstag aus Arizona eingeflogen, wo er am College spielt. „Es ist auf jeden Fall eine Ehre für mich, hier eingeladen worden zu sein“, sagte der Hamburger. Vor einem Jahr war er auch schon dabei, hatte den Cut aber klar verpasst. Da gibt es noch etwas gutzumachen.

Um 12.50 Uhr startet der Frankfurter Yannik Paul (30) in einer der Top-Gruppen mit dem Dänen Rasmus Hojgaard (23) in das Turnier. Paul hat nach einer soliden Saison noch Chancen auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen, muss dafür aber in Winsen sehr gut abschneiden. „Der Platz müsste mir liegen, man braucht hier viele lange Eisen“, sagte er, „ich bin guter Dinge, dass es in diesem Jahr besser läuft als 2023.“ Da belegte er immerhin den 18. Platz.

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Das Ziel Olympia hat er auf jeden Fall im Kopf: „Der Platz bei Paris liegt mir. Ich spüre tief in mir, dass ich da Gold holen könnte.“ Dafür muss er in der Weltrangliste aber noch Landsmann Matti Schmid verdrängen, der statt bei den European Open bei den Canadian Open spielt.

Yannik Paul guckt auch deshalb genau auf den Wetterbericht für die kommenden Tage: „Ich mag es warm und sonnig“, sagt er, „deshalb lebe ich ja in Arizona.“ Und trotzdem freut er sich auf den Aufenthalt in Deutschland, aus ähnlichen Gründen wie Marcel Siem übrigens: „Hier gibt es ein richtiges Frühstück.“