Hamburg. Nach Island 2016 hat auch die EM 2024 einen Exoten, der auch ohne „Huh!“ das Überraschungs-Lieblings-Team des Turniers wurde. Die EM-Kolumne.

Georgien ist raus, es lebe Georgien! Seit dem späten Sonntagabend steht fest, dass Deutschland im Viertelfinale gegen den Dauerrivalen Spanien statt gegen die Turnierüberraschung Georgien am kommenden Freitag antreten muss.

Und als unabhängiger, objektiver und natürlich neutraler Medienvertreter erlaube ich mir diese Nachricht mit drei Wörtern zusammenzufassen: So ein Mist!

Geogien schied im Achtelfinale gegen Spanien aus

Spätestens nach ihrem ersten EM-Punkt, den sich die tapferen Georgier in Hamburg gegen Tschechien erkämpft hatten, musste man bei aller Objektivität einfach zum Georgien-Fan werden. Auch als georgische Journalisten Trainer Willy Sagnol mit Trikot und stehenden Ovationen bei der Pressekonferenz empfingen und jede Frage mit einer minutenlangen Eloge einleiteten.

Der DFB-Reporter

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    In Deutschland kann man sich nicht vorstellen, dass Julian Nagelsmann mit Applaus bei einer Pressekonferenz begrüßt wird – und unabhängig davon, dass es dafür bislang auch wenige Ansätze gab, ist das ist ja auch ganz gut so. Aber den netten, lustigen, stolzen und lautstarken Georgiern lässt man das gerne durchgehen.

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    2016 hatten wir die Isländer und ihr „Huh“, 2024 waren es die Georgier – in politisch schwierigen Zeiten. Viele Georgier wehren sich gegen den zunehmenden Einfluss Russlands. Bei dieser EM zwar ohne „Huh“, aber mit ganz viel Sympathie.

    Dass man als Sportjournalist in Georgien ein anderes Verhältnis zu kritischen Nachfragen pflegt als möglicherweise bei uns, ist mir bereits 2015 aufgefallen. Damals hatte ich das Glück, bei einem 2:0-Sieg der Deutschen in Tiflis vor Ort zu sein – und nach Georgiens Heimniederlage viele begeisterte und glückliche Journalisten aus der Kaukasusrepublik kennenzulernen.

    Georgien: Raus mit Applaus

    Ein 0:2 gegen den Weltmeister von 2014 war mehr, als es sich der eine oder andere Fan, Pardon: Medienvertreter aus Georgien, erträumen konnte.

    Nun müssen die Mamardaschwilis, Kotschoraschwilis und Tsitaitschwilis, deren französischer Trainer auch noch Willy (Sagnol) heißt, leider wieder zurück ans Schwarze Meer. Mit im Gepäck dabei: ganz viel Anerkennung und ganz heimlich auch Applaus.