Hamburg. Schuhhändler testet nach dem Insolvenzverfahren neue Strategien. Was es mit welchen Abschlägen zu kaufen gibt.

Nur ein Test? Der Schuhhändler Görtz in der Hamburger Innenstadt verkauft jetzt auch Bekleidung – und zwar mit hohen Rabatten. Dafür wurde das Untergeschoss des Stammhauses an der Spitalerstraße umgestaltet. Statt Schuhen gibt es dort Jogginghosen, Hoodies und T-Shirts von bekannten Marken wie dem Sportartikel-Hersteller Nike. Alle Artikel sind um 50 Prozent des Ursprungspreises reduziert.

Nur ein Test? Im Unterschoss des Flagshipstores an der Spitalerstraße gibt es Sportswear verschiedener Marken.
Nur ein Test? Im Unterschoss des Flagshipstores an der Spitalerstraße gibt es Sportswear verschiedener Marken. © Hanna-Lotte Mikuteit

Bei dem Angebot handele es sich um einen Test, erklärte eine Firmensprecherin auf Abendblatt-Anfrage. Bereits vor einiger Zeit hatte Görtz begonnen, im Online-Shop neben Schuhen auch Mode zu verkaufen. Ob die Sortimentserweiterung langfristig in die Filialen übernommen wird, „muss im Laufe des Tests bewertet werden“, hieß es.

Auch neu bei Görtz: Schuhkartons in den Regalen

Es ist nicht die einzige Veränderung für Kunden des Traditionsunternehmens, das sich gerade mit massiven Einschnitten unter anderem im Filialnetz aus der Insolvenz gearbeitet hat. Unter anderem im Hamburger Flagshipstore in der City oder im Mercado in Ottensen stehen auch bei Fachhändler Görtz ähnlich wie beim Billig-Konkurrenten Deichmann die Schuhkartons direkt in den Regalen. Auch das sei ein Test, so die Sprecherin. Natürlich gebe es weiterhin den persönlichen Service. „Aber statt mit dem Bestellen der richtigen Schuhgröße im Lager liegt der Fokus auf ausgiebiger Beratung zum Produkt.“

Görtz hatte im November Insolvenz angemeldet. Grund für die finanzielle Schieflage waren den Angaben zufolge neben den Geschäftsschließungen während der Corona-Pandemie auch die schlechte Konsumstimmung wegen des Ukrainekriegs und der Inflation. Im März wurde bekannt, dass der Schuhhändler gut 80 der zuvor 160 Standorte in Deutschland und Österreich schließt. In Hamburg war jeder zweite der zuletzt 14 Standorte betroffen. Die Gründerfamilie Görtz war im Zuge der Sanierung komplett aus dem 1875 gegründeten Unternehmen ausgestiegen und hatte ihre Anteile verkauft.

Einzelhandel in der City: Unternehmerpaar aus München will Görtz retten

Nachdem der Name der Investoren zunächst unbekannt war, wurde inzwischen bekannt, dass die Fürderhin GmbH mit Sitz in München neuer Hauptanteilseigner bei dem Schuhhändler ist. Gesellschafter ist das Unternehmerpaar Leonie und Burkhard von Wangenheim. Noch ist wenig bekannt, wie es bei Görtz weitergehen soll. Branchenblätter berichten, dass die gebürtige Hamburgerin von Wangenheim den Schuhfilialisten im mittleren und oberen Preissegment ansiedeln will. Dabei sollen Markenschuhe besonders im Fokus stehen. Aber auch Accessoires und Bekleidung seien Teil des Konzepts, allerdings mehr über das digitale Marktplatz-Sortiment.