Hamburg. Revitalis mit 30 Beschäftigten realisiert aktuell rund 500 Wohneinheiten in der Hansestadt. Das sagt der Insolvenzverwalter.

Es sind keine guten Zeiten für Bauträger: Fast zeitgleich mit mehreren Gesellschaften der Project Immobilien Gruppe aus Nürnberg hat nun auch der Hamburger Immobilienentwickler RevitalisInsolvenz anmelden müssen. Auf der Internetseite des Unternehmens sind mehrere „aktuelle Projekte“ in der Hansestadt mit zusammen rund 500 Wohnungen aufgeführt. Hinzu kommen mehr als 900 weitere an mehreren Orten im übrigen Bundesgebiet.

Wie der vom Gericht eingesetzte Sachwalter Sven-Holger Undritz dem Abendblatt sagte, läuft der Geschäftsbetrieb aktuell weiter. Im Büro am Neuen Wall habe Revitalis knapp 30 Beschäftigte. Mit den Geldgebern der Bauvorhaben – unter anderem Versorgungswerke, Banken und Volksbanken – verhandele man über die weitere Finanzierung der Projekte.

„Außerdem sprechen wir mit verschiedenen Interessenten, die als Investoren für Revitalis infrage kommen“, sagte Undritz. „Im Idealfall ergibt sich eine kompakte Fortführungslösung“ – das Unternehmen könnte dann erhalten bleiben. Seit der Gründung im Jahr 2011 beträgt das kumulierte Investitionsvolumen der Revitalis dem Unternehmen zufolge mehr als 1,6 Milliarden Euro.

Immobilien in Hamburg: Revitalis meldet Insolvenz an

Nach Angaben von Undritz, der auch zum Sachwalter für die Schuhhandelskette Görtz bestellt worden war und der die deutsche Restrukturierungs- und Insolvenzpraxis der internationalen Kanzlei White & Case leitet, sind für die Probleme von Revitalis die gleichen Umstände verantwortlich, die auch andere Projektentwickler in Finanznot gebracht haben. Gemeint sind unter anderem die rasant gestiegenen Zinsen und Baukosten bei gleichzeitig sinkenden Immobilienpreisen. „Es ist eine verrückte Situation“, so Undritz, „denn der Wohnungsbau ist derzeit ja politisch gewollt.“

Erst vor wenigen Tagen hatten mehrere Gesellschaften des Immobilienentwicklers Project mit insgesamt rund 3,2 Milliarden Euro Projektvolumen ebenfalls Insolvenz angemeldet. „Ein wichtiger Grund für die Insolvenz sind die enorm gestiegenen Baukosten infolge des Ukraine-Krieges. Dabei war es nicht möglich, diese Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben“, heißt es in der Mitteilung der Insolvenzverwalter der Nürnberger Kanzlei Schultze & Braun. Auch bei Project soll der Geschäftsbetrieb zunächst weiterlaufen.

Immobilien in Hamburg: Die Krise fordert derzeit immer mehr Opfer

In der vorigen Wochen hatte bereits Development Partner aus Düsseldorf die Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Aufgrund der „andauernden kritischen Marktentwicklung“ seien die Liquiditätsreserven aufgebraucht, hieß es von dem Unternehmen.

Auch der Luxusimmobilien-Entwickler Euroboden aus München musste den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Man könne den „zukünftigen Zins- und Rückzahlungsverpflichtungen aufgrund der derzeitigen Krise auf dem deutschen Immobilienmarkt nicht vollständig nachkommen“, hieß es dazu von dem Unternehmen, das vor allem im Münchner Raum und in Berlin tätig ist.