Berlin.. Wer mit einem E-Auto unterwegs ist, kennt die Zwangspause an der Ladesäule. Jetzt lässt eine ultraschnelle Batterie aufhorchen.

Die Deutschen fremdeln mit dem Elektroauto. Ein Grund dafür ist die Reichweite. Zwar schaffen moderne Fahrzeuge laut Verbraucherzentrale 500 bis 600 Kilometer mit einer Ladung. Aber es gibt da noch Zwillingsprobleme: Ladenetz- und Dauer.

Selbst an einem Tesla-Supercharger zieht es sich 15 bis 20 Minuten hin, die Batterie auf eine Kapazität von 80 Prozent aufzuladen. Hat man eine Wall-Box vor der Haustür, gelingt es quasi über Nacht. Unterwegs kann die Wartezeit allerdings sehr lästig sein.

„Oldschool“ dauert das Tanken von Benzin oder Diesel zwei bis drei Minuten. Wer das E-Auto populärer machen will, muss diese Zeitspanne verkürzen. Wenn das Laden schneller geht, reduziert sich noch eine andere Wartezeit – die auf eine freie Ladesäule.

E-Auto: Neue Batterie wäre kompatibel mit Tesla

Genau das ist einem Start-Up aus Cambridge gelungen. Bei einem Test kam die Firma „Nyobolt“ auf eine Ladezeit von viereinhalb bis sechs Minuten. Das Unternehmen, das auch Büros in Bedford in den USA und in Bad Dürkheim hat, verhandelt angeblich mit acht Autoherstellern und beabsichtigt, mit der neuen Batterietechnologie noch in diesem Jahr in die Produktion zu gehen.

Zum Durchbruch könnte ihr verhelfen, dass ihre Batterie sic für das Schnellladegerät von Tesla eignet. Der Supercharger ist der Standard auf dem US-Markt. Laut „Nyobolt“ wurde die Batterie ferner „über 2000 Schnellladezyklen lang ohne nennenswerten Leistungsverlust getestet.“ Selbst nach 4000 Zyklen sei sie noch zu 80 Prozent aufladbar. Das würde die Lebensdauer erhöhen.

Getestet an einem Sportwagen

Der Weg von der Machbarkeitsstudie bis zur Serienproduktion indes lang. Die fabelhaften Zeiten erreichte „Nyobolt“ unter speziellen Bedingungen:

  • Mit einer relativ kleinen 35-kWh-Lithium-Ionen-Batterie. Selbst das kleine Tesla Modell 3 startet bei einer Kapazität von 60 kWh.
  • Demonstriert wurde es nicht an einem Serienfahrzeug, sondern an einem eigens entwickelten Sportwagen auf der Basis des Lotus Elise.

Viele „Wenn“ auch bei der Live-Demonstration auf einer Strecke im britischen Bedford: Erstens war gerade eine kleine Hitzewelle. Zweitens fiel das Kühlsystem im Konzeptauto aus. Drittens machte das Ladegerät vor Ort Probleme. Das führte in der Summe dazu, dass man laut BBC auf der Strecke nicht die angestrebten Laborwerte bestätigte, nämlich die Batterie in sechs Minuten von null auf Hundert aufzuladen. Es gelang aber immerhin eine Aufladung von zehn auf 80 Prozent in vier Minuten und 37 Sekunden.

Erfolgsgeheimnis: Anordnung und Materialien

Die Technologie geht auf die Forschung der Batteriewissenschaftlerin Clare Grey von der Universität Cambridge und auf die Initiative von Sai Shivareddy zurück, Mitbegründer von „Nyobolt“. Die Firma versichert, dass die Technologie auch in größeren Batterien funktionieren müsste.

Der Schlüssel sei eine Anordnung, die dafür sorge, dass die Batterie weniger Wärme erzeuge. Es würde sie nebenbei sicherer vor Überhitzung machen. Ein weiteres Erfolgsgeheimnis sind die verwendeten Materialien. Da liegt womöglich der Haken: „Nyobolts“ Batterien enthalten Niob. Das ist ein Schwermetall, das sich für hohe Temperaturen eignet, aber selten vorkommt, in Brasilien in relativ kleinen Mengen abgebaut wird. Kann man die Produktion der Wunder-Batterien auch im industriellen Maßstab garantieren?