Berlin. Fertig-Sandwiches aus dem Kühlregal wirken frisch, sind aber wochenlang haltbar. Ein Blick auf die Tricks der Lebensmittelindustrie.

Wenn der Magen knurrt und die Zeit drängt, greifen viele Menschen im Supermarkt zum Fertig-Sandwich aus dem Kühlregal. Doch während die verführerischen Bilder auf den Verpackungen Geschmack und Frische suggerieren, ist die Wahrheit hinter dem Geschäft mit den Industrie-Sandwiches oft weit weniger appetitlich.

Zwischen zwei und vier Euro kosten die Fertig-Sandwiches bei den bekannten deutschen Supermarktketten. Ob mit Thunfisch, Schinken, Hähnchen oder vegetarisch mit Tomate und Rucola – die Auswahl an Belägen ist schier endlos. Die kleingedruckte Zutatenliste auf der Verpackungsrückseite verrät jedoch: In den Sandwiches steckt viel mehr, als auf den ersten Blick sichtbar.

Fertig-Sandwiches: So verlängert die Industrie die Haltbarkeit

Laut Britta Schautz, Projektleiterin im Bereich Ernährung und Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Berlin, haben die meisten Zutaten den Zweck, die Haltbarkeit des Sandwiches zu verlängern. Schließlich soll dieses für den Kunden auch ungekühlt mehrere Tage haltbar sein.

Britta Schautz ist Ernährungsexpertin und seit 2015 bei der Verbraucherzentrale in Berlin als Projektleiterin im Bereich Lebensmittel tätig.
Britta Schautz ist Ernährungsexpertin und seit 2015 bei der Verbraucherzentrale in Berlin als Projektleiterin im Bereich Lebensmittel tätig. © privat | Privat

Eine wichtige Rolle spielt dabei der pH-Wert: Ist er besonders niedrig, können sich Bakterien und Schimmelpilze, die das Brot verderben lassen, nicht so schnell vermehren, sagt Schautz. Deshalb verwende die Industrie häufig sauer eingelegtes Gemüse wie Essiggurken, die mit ihrer Säure den pH-Wert senken. „Im Gegensatz zu frischem Gemüse haben wir hier aber weniger gute Inhaltsstoffe wie Vitamine, da diese durch das Einkochen teilweise verloren gehen“, so Schautz weiter.

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Ein Zusatzstoff im Fertig-Sandwich, der den pH-Wert zusätzlich niedrig hält, ist Natriumacetat. Dieses wird dem Brot oder dem Aufstrich zugesetzt und verlängert so die Haltbarkeit, erklärt Schautz. Da es in dem Fall aber als Säuerungsmittel gelte, müsse es auf der Verpackung nicht als Konservierungsstoff deklariert werden. „Das ist ein Trick der Industrie, Zutaten zu verwenden, die die Haltbarkeit verlängern, aber nicht als solche gekennzeichnet werden müssen“, sagt die Ernährungsexpertin. Der Zusatzstoff gelte zwar als unbedenklich, sei in einem Brot normalerweise aber nicht zu finden.

Die von der Industrie für die Sandwiches verwendete Creme, meist fetthaltige Mayonnaise, wird laut Schautz dick aufgetragen, um als eine Art Isolierschicht die Poren des Brotes zu verschließen. So solle verhindert werden, dass andere Zutaten, die Wasser verlieren, das Brot zu sehr auflösen. Für den Verbraucher bedeute das: mehr Kalorien und mehr Fett.

Verarbeitete Lebensmittel: Preisdruck führt zu Qualitätseinbußen

Um den Preis der Sandwiches niedrig zu halten, greifen die Hersteller laut Schautz häufig zu weniger hochwertigen Zutaten. So werde Putenfleisch oft nicht als ganze Putenbrust verwendet, sondern mit Hilfe von Phosphat aus vielen Fleischstücken zusammengesetzt. Schautz warnt: „Zu viel Phosphat in der Ernährung sollte vermieden werden, da es auf Dauer die Nieren schädigen kann.“ Eine Studie der Universität Basel zeigt zudem, dass eine erhöhte Phosphatzufuhr den Blutdruck steigen lässt.

Auch Butter werde wegen ihres Preises oft durch billige Ersatzstoffe wie Butteraroma und Pflanzenfett ersetzt. Kunden sollten sich außerdem bewusst sein, dass bei verarbeiteten Produkten die Haltungsform nicht gekennzeichnet werden müsse. „Die eingesetzten Eier können also auch aus Käfighaltung außerhalb Europas stammen“, so die Ernährungsexpertin.

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Insgesamt rät Schautz, nicht zu oft zu Fertig-Sandwiches zu greifen: „Sie enthalten meist viele Kalorien, aber wenig gute Inhaltsstoffe wie Vitamine und Ballaststoffe.“ Der Tipp der Ernährungsexpertin: Vollkornbrot kaufen und jeden Tag neu belegen. So spare man unnötige Zusatzstoffe und obendrein eine Menge Geld.