Braunschweig. Zwei weitere Medaillen für Hamburger Athleten bei deutschen Meisterschaften. Einmal Silber kommt überraschend, ein Olympiaticket nicht.

Zwei weitere Medaillen haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Hamburger Leichtathletik-Verbandes (HLV) am Schlusstag der Deutschen Meisterschaften in Braunschweig gewonnen. Dazu kommen mehrere Endkampfplatzierungen. Herausragend die Goldmedaille für die 4x100-Meter-Staffel des Hamburger SV, überraschend die Silbermedaille für Weitspringerin Libby Buder (TSG Bergedorf). Ihr Vereinskamerad Mika Sosna wurde zwar „nur“ Vierter mit dem Diskus, darf aber von der sicheren Olympia-Nominierung ausgehen – sein einziges Ziel.

Hamburger SV: Insgesamt drei deutsche Meistertitel für die Leichtathleten

Das Männer-Sprintquartett des HSV mit Paul Erdle, Lucas Ansah-Peprah, Matti Wellm und Owen Ansah setzte sich in der deutschen Jahresbestzeit von 39,65 Sekunden durch. Auf Rang zwei und drei folgten die LG Brillux Münster (40,16 sek.) und LG Stadtwerke München (40,37 sek.). „Wir wussten, dass wir was draufhaben, und wollten Gold gewinnen“, sagte Lucas Ansah-Peprah im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt.

15.237 Zuschauer trotzen dem strömenden Regen in Braunschweig

Mit ihrer Anfeuerung machten 15.237 Zuschauer im strömenden Regen von Braunschweig die schwierigen Bedingungen etwas erträglicher. „Bei den Wechseln war noch viel Luft nach oben“, sagte Matti Wellm. Er lief eine starke zweite Kurve und schickte Owen Ansah mit einem kleinen Vorsprung auf die letzten 100 Meter. Der neue deutsche Rekordhalter, der am Vortag mit 9,99 Sekunden in die Leichtathletik-Geschichtsbücher gelaufen war, baute diesen weiter aus.

Der neue deutsche Rekordhalter über die 100 Meter, Owen Ansah (rechts), freut sich mit Matti Wellm auch über den Meistertitel mit der 4x100-Meter-Staffel des Hamburger SV.
Der neue deutsche Rekordhalter über die 100 Meter, Owen Ansah (rechts), freut sich mit Matti Wellm auch über den Meistertitel mit der 4x100-Meter-Staffel des Hamburger SV. © HA | Markus Steinbrück

Weil Ansah und Ansah-Peprah in Mannheim trainieren, Erdle und Wellm dagegen in Hamburg, bestehen kaum Gelegenheiten zum gemeinsamen Staffeltraining. So blieben bei der DM nur kleinere Vorübungen als Einstimmung. 2023 in Kassel war der HSV Zweiter geworden (ohne Ansah) und hatte bei der Hallen-DM 2024 in Leipzig Gold gewonnen (ohne beide).

Die deutschen Staffelmeister können nur selten gemeinsam trainieren

Das schnelle Quartett war jetzt als Favorit angereist, auch weil es die bisherige DLV-Jahresbestzeit (40,55 sek.) ohne seine beiden Top-Sprinter markiert hatte. „Dass wir ein richtig starkes Team sind, hatten die Jungs auch ohne uns gezeigt“, so Ansah-Peprah, der ebenso wie Owen Ansah auf einen 200-Meter-Start verzichtete. Nach Verletzung im Winterhalbjahr fühle er sich nicht fit genug für volles Tempo in der Kurve. Im Vorfeld der Olympischen Spiele gilt es, jedes Verletzungsrisiko zu minimieren.

Libby Buder: Silber im Weitsprung geht an die 20-Jährige aus Bergedorf

Spannung bis zum letzten Versuch boten die Weitspringerinnen. Aufgrund der besseren zweitbesten Weite gewann Libby Buder (TSG Bergedorf) die Silbermedaille vor der weitengleichen Malin Stavenow (Eintracht Frankfurt). Die Bergedorferin flog mit 6,41 Meter im vierten Durchgang auf sechs Zentimeter an ihre Bestleistung heran. Den DM-Titel holte sich in Abwesenheit von Olympiasiegerin Malaika Mihambo schließlich Maryse Luzolo (Königsteiner LV/6,48 m).

Vor zwei Wochen in Rostock war Libby Buder (TSG Bergedorf) norddeutsche Meisterin geworden, jetzt holte sie Silber bei den deutschen Meisterschaften.
Vor zwei Wochen in Rostock war Libby Buder (TSG Bergedorf) norddeutsche Meisterin geworden, jetzt holte sie Silber bei den deutschen Meisterschaften. © Markus Tischler | Markus Tischler

„Der Wettkampf war sehr stark von den schwierigen Bedingungen geprägt. Mental war es eine Achterbahnfahrt“, sagte Libby Buder. Bei Dauerregen und Temperaturen unter 20 Grad stürzten einige Konkurrentinnen, glücklicherweise mit glimpflichem Ausgang. „Ich habe es geschafft, kühlen Kopf zu bewahren. Vielleicht kommt mir da meine Vergangenheit als Mehrkämpferin zugute“, so die 20-Jährige, für die die Silbermedaille den größten Erfolg ihrer Karriere bedeutet.

Vizemeisterin: „Schwierige Bedingungen waren eine mentale Achterbahnfahrt“

„Ich bin absolut happy“, sagte Buder, die nach einer Fußoperation im vergangenen Jahr lange auf ihr Comeback hingearbeitet hatte. Am kommenden Wochenende, 5. bis 7. Juli, will sie bei den Deutschen U-23-Meisterschaften in Mönchengladbach erneut ganz vorn mitmischen.

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Zu den ersten Gratulanten gehörte Mika Sosna. Der ebenfalls für die TSG Bergedorf startende Diskuswerfer belegte mit 61,38 Meter Rang vier. Früh in der Saison hatte er mit 68,96 Meter die direkte Olympianorm erfüllt – als einer von drei Deutschen. Wichtig war, dass kein vierter DLV-Athlet das in Braunschweig schafft. „Auch wenn die Platzierung eine kleine Enttäuschung ist, war das mein einziges Ziel“, sagte Mika Sosna.

Mika Sosna erleichtert: „Mein einziges Ziel war die Olympia-Nominierung“

Gemeinsame Freude bei der TSG Bergedorf: Libby Buder (links) gewinnt Silber im Weitsprung, Mika Sosna wird Vierter mit dem Diskus und darf zu Olympia.
Gemeinsame Freude bei der TSG Bergedorf: Libby Buder (links) gewinnt Silber im Weitsprung, Mika Sosna wird Vierter mit dem Diskus und darf zu Olympia. © HA | Markus Steinbrück

Gewissheit sollte der 21-jährige Bergedorfer in den nächsten Tagen erhalten, wenn erst der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sein endgültiges Aufgebot vorschlägt, das danach durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bestätigt werden muss.

Insgesamt fast 30.000 Zuschauer an drei Wettkampftagen – für die Highlights am letzten Tag der Deutschen Meisterschaften sorgten Robert Farken (SC DHfK Leipzig) mit einem Doppelsieg über 800 Meter (1:48,90 min.) und 1500 Meter (3:37,91 min.) innerhalb von zweieinhalb Stunden, Dreispringer Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz/16,90 m), Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim/19,25 m), Diskuswerfer Clemens Prüfer (SC Potsdam/65,95 m) sowie 3000-Meter-Hindernisläuferin Olivia Gürth (9:45,01 min.) nach spektakulärem Zweikampf mit Gesa Felicitas Krause (9:46,12 min./beide Silvesterlauf Trier).

Mit der gleichen Weite von 6,41 Meter belegten Libby Buder (TSG Bergedorf/links) und Malin Stavenow (Eintracht Frankfurt/rechts) den zweiten und dritten Platz im Weitsprung der Frauen.
Mit der gleichen Weite von 6,41 Meter belegten Libby Buder (TSG Bergedorf/links) und Malin Stavenow (Eintracht Frankfurt/rechts) den zweiten und dritten Platz im Weitsprung der Frauen. © HA | Markus Steinbrück

Weitere Sonntag-Ergebnisse: 200 Meter Männer: 5. Matti Wellm 21,44 sek.; Carl Junior Boateng Mireku 21,82 sek. (Halbfinal-Aus); Paul Erdle (alle HSV) 21,99 sek. (Halbfinal-Aus). 200 Meter Frauen: 6. Line Schröder 23,81 sek. (persönliche Bestleistung); 7. Louise Wieland 23,96 sek.; Vanessa Baldé (alle HSV) 24,34 sek. (Halbfinal-Aus)