Papstwahl: Auch im zweiten und dritten Wahlgang konnten sich die Kardinäle nicht auf einen neuen Papst einigen

Vatikanstadt. Die Kardinäle haben sich bei ihrem Konklave erneut nicht auf einen Nachfolger für Papst Johannes Paul II. einigen können.

Um 11.49 Uhr signalisierte schwarzer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle, daß sich die 115 Kardinäle auch im zweiten und dritten Wahlgang noch nicht auf ein neuen Kirchenoberhaupt geeinigt haben. Sowohl bei der ersten Abstimmung am Montagabend als auch bei zwei weiteren Abstimmungen am Dienstag wurde die erforderliche Zweidrittelmehrheit von 77 der 115 Stimmen verfehlt. Nach einer Mittagspause wollten sich die Kardinäle am Nachmittag zu zwei weiteren Wahlgängen versammeln.

Wie schon am Vorabend stieg auch am Mittag wieder schwarzer Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle auf. Mehrere tausend Pilger und Touristen schauten auf dem Petersplatz gebannt zu dem schlanken Schornstein hinauf. Wieder war der Rauch zunächst grau, färbte sich dann aber schnell dunkel. In der Menge war zu hören, wie die Farbe des Rauchs in verschiedenen Sprachen bestimmt wurde: "Nero", "black", "schwarz".

Um 16 Uhr wollen die von der Außenwelt abgeschotteten Kardinäle erneut zusammenkommen, um die Wahl unter der Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger fortzusetzen. Die kirchenrechtlichen Bestimmungen für das Konklave sehen an jedem Vormittag und Nachmittag jeweils zwei Wahlgänge vor - bis die Zweidrittelmehrheit erreicht ist und mit weißem Rauch sowie dem Läuten der Glocken verkündet wird.

Am Morgen feierten die Kardinäle zunächst eine Messe im Haus der Heiligen Martha (Domus Sanctae Marthae), wo sie auch übernachtet hatten. Danach schlossen sich die ranghöchsten Würdenträger der katholischen Kirche wieder in der Sixtinischen Kapelle ein.

Das Scheitern in den ersten Wahlgängen wurde allgemein erwartet. Die theologischen und kirchenpolitischen Unterschiede der Kardinäle aus 52 Ländern sind zu groß, als daß sie sich sofort auf einen Nachfolger von Johannes Paul II. verständigen könnten. Die Wahl gilt als völlig offen. Zu den etwa zehn am meisten genannten Favoriten gehört auch der aus Bayern stammende Kurienkardinal Ratzinger.

Sollte sich die Wahl bis Ende nächster Woche hinziehen, können die Kardinäle beschließen, daß auch die einfache Mehrheit für die Wahl ausreicht. Im vergangenen Jahrhundert hat jedoch kein Konklave länger als fünf Tage gedauert. Die letzte Papstwahl im Oktober 1978 benötigte acht Wahlgänge in drei Tagen.