Winsen (Luhe). Jannik de Bruyn zaubert eine Runde von neun Schlägen unter Par auf den Kurs. Marcel Siem nach bösen Fehlern schwer frustriert.

„Keine Ahnung, wie das passiert ist“, sagte Jannik de Bruyn nach seiner Rekordrunde, „ich konnte die Birdies gar nicht vermeiden.“ Der 24 Jahre alte Golfprofi vom Golf Club Hösel zauberte zum Auftakt der European Open in Winsen (Luhe) eine Traumrunde von neun Schlägen unter Par auf den Kurs. 64 Schläge, das war so gut wie der Platzrekord, den Kalle Samooja aus Finnland bei seinem Sieg 2022 aufgestellt hatte – leider zählt es nicht so, weil mit Besserlegen gespielt wurde.

Natürlich war dieser Auftritt der Höhepunkt eines am Ende strahlenden Tages auf dem Nordkurs der Green Eagle Golf Courses, der äußerst bescheiden begonnen hatte – um nicht zu sagen: undurchsichtig. Dichter Nebel lag über der Anlage und verzog sich einfach nicht.

Golf: Dichter Nebel ließ die Profis warten

Um 7.30 Uhr sollten die ersten der 156 Spieler abschlagen, hatten aber keine Chance. „Mein Wecker hatte um 4.40 Uhr geklingelt, ich bin dann auch auf die Anlage und habe mich normal warmgemacht“, erzählte Nicolai von Dellinghausen (31), „man konnte nur acht Meter weit gucken, es war klar, dass da nichts ging.“

Um 7.20 Uhr kam dann die Ansage der Verschiebung, erst drei Stunden später traten die ersten Profis an den ersten Abschlag. Das hatte auch zur Folge, dass Spieler wie Maximilian Kieffer (33) und Yannick Paul (30) erst um 15.40 Uhr beziehungsweise 15.50 Uhr beginnen konnten. Gut getan hatb ihnen das offenbar nicht. Paul liegt gleichauf mit Christensen auf Rang 64, Kieffer spielte nur fünf über Par.

Hamburger Amateur Christensen schlägt sich gut

Die, die am Nachmittag fertig wurden, freuten sich aber überwiegend über einen gelungenen Tag. Neben de Bruyn spielten auch von Dellinghausen (71 Schläge/Platz 21), Nick Bachem (72/29), Maximilian Rottluff sowie Tim Tillmanns (beide 73/48) Par oder besser. Der Hamburger Amateur Tiger Christensen (20) kassierte auf seiner 18. Bahn noch ein Bogey und beendete die Runde mit 74 Schlägen, eins über Par, dennoch zufriedenstellend.

Sie alle wurden durch erstaunlich viele Zuschauer angefeuert, die sich trotz des Frühnebels entschlossen hatten, rauszukommen. Als der Himmel aufgerissen war, strahlte die Sonne, der Platz trocknete nach, die Bedingungen wurden sehr gut. „Ich war sehr froh, dass wir später gestartet sind“, sagte Bachem (24), „ich habe eine Kapselverletzung in der Schulter, und die Kälte am Morgen wäre da nicht gut gewesen.“

Marcel Siem muss um den Cut bangen

Frustriert war Marcel Siem, der mit 75 Schlägen drei über Platzstandard ins Clubhaus kam. Er hatte sich eine gute Runde mit einem Triplebogey an seiner 13. Bahn verdorben, als er zweimal ins Wasser schlug. „Das war dumm, aber ich muss als Profi versuchen, über den Teich das Grün anzugreifen“, erklärte er seine Wahl eines Holz fünf, „es lag allein an mir, der Platz war perfekt.“

Siem hatte sich im Februar einer Hüft-OP unterzogen und fühlt sich noch nicht bei 100 Prozent: „Ich habe null Selbstvertrauen.“ Das kam auch nicht zurück, als er nach elf Löchern zwei Schläge unter Par auf der Scorekarte hatte. An der 15 kassierte er ein weiteres Doppelbogey – jetzt muss er an diesem Freitag ein deutlich besseres Ergebnis spielen, um den Cut für das Wochenende zu schaffen. „Ich muss da anders rausgehen“, sagte der 43-Jährige, der vor einem Jahr Zweiter bei der European Open war, „entweder schieße ich mich völlig ab, oder ich schaffe den Cut noch.“

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Mit welchen Gedanken de Bruyn als Führender am Freitag um 13 Uhr abschlägt, weiß man nicht. Er sagt: „Ohne“. „Ich habe keine Erwartungen, ich will einfach wieder rausgehen und spielen“, sagte der Jungprofi, der sich erst im Herbst 2023 die Tourkarte für die DP World Tour erspielte. Als er Anfang der Woche nach Winsen kam, war sein Selbstvertrauen im Keller. „Wer mich auf der Range gesehen hat, wird sich gefragt haben, warum ich im Feld bin.“

Aber bei der Arbeit mit Trainer Thomas Gögele hatte nach kleinen Anpassungen irgendetwas „Klick“ gemacht. „Plötzlich traf ich die langen Schläge wieder, hatte ein gutes Gefühl und das konnte ich mitnehmen“, sagte der deutsche Nationalspieler, „ich kann es nicht erklären, so ist einfach Golf.“