Werner Gegenbauer bleibt Präsident von Hertha BSC Berlin. Er wurde auf der Mitgliederversammlung am Dienstagabend deutlich wiedergewählt.

Berlin. Werner Gegenbauer hat den Machtkampf bei Hertha BSC gewonnen und bleibt Präsident des krisengeplagten Bundesliga-Absteigers. Auf der emotionsgeladenen Mitgliederversammlung am Dienstagabend wählten die Hertha-Fans den Unternehmer trotz des zweiten Abstieges unter seiner Regie für vier weitere Jahre ins Amt. Auf 2775 abgegebenen Wahlzetteln stimmten 73,2 Prozent der Fans für Gegenbauer und verhalfen dem Klubboss einen Tag nach seinem 62. Geburtstag zur absoluten Mehrheit. Diese hatte Gegenbauer als Bedingung für eine weitere Amtsperiode gestellt.

„Ich nehme die Wahl gerne an und bedanke mich für dieses tolle Votum“, sagte Gegenbauer. Eine Wahlniederlage Gegenbauers hätte Hertha in ein großes Chaos gestürzt, denn einen Gegenkandidaten gab es nicht. Im Vorfeld hatten einige Präsidiumskandidaten Stimmung gegen Gegenbauer und vor allem gegen Manager Michael Preetz gemacht. Durch die erfolgreiche Wahl Gegenbauers, der vor vier Jahren die Nachfolge von Bernd Schiphorst angetreten hatte, kann Preetz etwas durchatmen.

„Wer Preetz nicht will, braucht mir seine Stimme nicht zu geben“, hatte Gegenbauer im Vorfeld gesagt und vor einer in einem offenen Brief an die Fans vor einer Selbstzerfleischung gewarnt.

Preetz wurde mit Pfiffen und Buhrufen begrüßt. Als der Manager um 20.38 Uhr ans Mikrofon trat, um vor 3400 anwesenden Hertha-Fans den Bericht der Geschäftsführung zu verkünden, wurde er immer wieder von Zwischenrufen gestört. Preetz stellte sich der Kritik. „Ich bin zu sehr Sportler, um die Schuld bei Gegnern oder Gerichten zu suchen. Mir ist klar, dass man nur durch eine schonungslose Analyse zu tragfähigen Erkenntnissen gelangt“, sagte Herthas Rekordtorschütze, der auch eigene Fehler zugab. Die Lügen-Affäre mit Ex-Trainer Markus Babbel habe seiner Glaubwürdigkeit geschadet, gestand Preetz ein.

Mit viel Beifall wurde dagegen der neue Trainer Jos Luhukay bedacht, als er das Podium betrat, um sich den Fans vorzustellen. „Das letzte halbe Jahr war eine große Enttäuschung für alle. Für mich ist es wichtig, dass wir wieder Fußball spielen, der allen große Freude macht“, sagte der ehemalige Augsburger Coach und ernete dafür viel Applaus. Die Profis waren nicht anwesend, weil sie sich bereits im Urlaub befinden.

Aufsichtsrats-Chef Bernd Schiphorst hatte vor der Präsidiums-Wahl an die Mitglieder appelliert: „Hertha BSC ist keine Mickey-Mouse-Veranstaltung, es hängen Hunderte Arbeitsplätze an dem Verein. Bitte denken Sie bei Ihrer Abstimmung daran.“ Klar sei aber auch, so Schiphorst, dass man „nicht so weitermachen kann wie bisher“.

Das scheint allerdings zumindest finanziell genau der Fall zu sein. Bei einem endgültigen Abstieg in die 2. Fußball-Bundesliga planen die Berliner mit Einnahmen in Höhe von 31,8 Millionen Euro, dem stehen Ausgaben von 45 Millionen Euro gegenüber. Bereits jetzt plagen den Klub Verbindlichkeiten in Höhe von 34,7 Millionen Euro. „Wir sind nicht gezwungen, Transfers zu tätigen. Aus kaufmännischer Sicht ist aber jede zusätzliche Einnahme willkommen“, sagte Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller.

Für die Zweitliga-Spielzeit 2012/13 plant der Hauptstadt-Klub mit einem Spieleretat in Höhe von 13 Millionen Euro statt wie in der abgelaufenen Saison mit 27 Millionen Euro. Die Lizenz sei aber weder für die erste noch für die zweite Liga in Gefahr, betonte Schiller.

Die Ligazugehörigkeit ist noch immer nicht ganz sicher. Ob der Verein die Wertung des Relegations-Rückspiels bei Fortuna Düsseldorf (2:2) doch noch vor dem Schiedsgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) anfechtet, soll in den kommenden Tagen verkündet werden. Die Chance darauf ist nach zwei gerichtlichen Niederlagen eher unwahrscheinlich, zumal die Mehrheit der Mitgliedern dahin zu tendieren schien, das Urteil zu akzeptieren. (sid/abendblatt.de)