Sie sollten Popstars sein. Und waren doch nur Menschen

Hamburg. "Eine solche Chance hat man nur einmal im Leben." Sandy, November 2000. "Im ersten Jahr hatten wir noch super viel Kraft. Aber jetzt sind wir gesundheitlich sehr angeschlagen. Immer ist irgendjemand krank." Vanessa, September 2003. Zwischen diesen beiden Sätzen liegen knapp drei Jahre, fünf Millionen verkaufte CDs, etliche Nummer-eins-Hits - und fünf zerstörte Träume vom Leben als Popstar. Die No Angels sind nicht mehr. Deutschlands erste über eine Fernsehsendung zusammengestellte Musikgruppe gibt trotz unglaublichen Erfolges auf - entkräftet, genervt, müde. Die einst so unverbrauchten, fröhlichen jungen Frauen sind nicht wiederzuerkennen. Wen wunderts: Was Lucy, Vanessa, Sandy, Nadja (und früher Jessica) in den vergangenen 34 Monaten an Konzerten, TV-Auftritten, Autogrammshows, Fototerminen und Interviews bewältigt haben, erleben manch andere Sänger in ihrer ganzen Karriere nicht. Die Mädchen hatten keine Chance, sich langsam an dieses Leben zu gewöhnen: Sie wurden innerhalb weniger Wochen von der Jeansverkäuferin (Sandy) oder Tänzerin (Lucy aus Hamburg) zu Stars, konnten zu keinem Zeitpunkt das Tempo ihrer Entwicklung bestimmen. Das taten andere: TV-Sender, Plattenfirma, Manager und Choreographen verplanten die Mädchen, wie es ihnen gefiel. Und den Umjubelten blieb wenig anderes übrig, als zu funktionieren. Jeden Tag, jede Stunde. Singen, lächeln, für jede noch so lästige PR-Aktion zur Verfügung stehen: Das ist das Schicksal jener jungen Menschen, die nur Gesicht und Stimme eines (Fernseh-) Produktes sind, das sich andere ausgedacht haben und mit dem andere viel Geld verdienen wollen. In dieser Welt gibt es keine Engel.