Hamburg. Gute Nachricht – aber Stellenabbau und Filialschließungen gehen weiter. Unternehmen hat nur noch 650 Beschäftigte – von einst 3000.

Die gute Nachricht über den Hamburger SchuhhändlerGörtz ist: Das Insolvenzverfahren ist beendet, damit steht die Ampel für den Neustart des angeschlagenen Unternehmens auf Grün. Doch wie Görtz jetzt mitteilt, konnten gerade einmal 650 Arbeitsplätze in den Filialen, der Logistik und der Hamburger Zentrale erhalten bleiben. Damit sind der Sanierung auch in den zurückliegenden Wochen und Monaten noch einmal zahlreiche Stellen zum Opfer gefallen.

Noch im Februar hieß es, man habe 480 der zuletzt 1800 Beschäftigten gekündigt, weitere 50 hätten die Firma auf eigenen Wunsch verlassen. In besten Zeiten hatte Görtz bundesweit fast 200 Standorte und mehr als 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Hamburger Schuhhändler Görtz ist aus der Insolvenz heraus

Mit Beschluss vom 14. Juli habe das Amtsgericht Hamburg das im September 2022 angemeldete Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung aufgehoben, nachdem die Sanierungspläne rechtskräftig bestätigt worden seien, teilt das Unternehmen mit. „Nach vollumfänglichen Sanierungsmaßnahmen ist es an der Zeit, wieder an einer erfolgreichen Zukunft für das traditionsreiche Unternehmen zu arbeiten“, sagte der Hamburger Unternehmer Bolko Kissling, Geschäftsführer des in Wien ansässigen IT-Dienstleisters CK Technology Solutions und Investor von Görtz. Bei dieser Gesellschaft handele es sich aber nur um eine Tochter einer Holding in den USA.

Wie Kissling dem Abendblatt sagte, verbleiben aktuell etwa 60 Beschäftigte in der Hamburger Görtz-Zentrale. Derzeit gehören noch rund 60 Filialen bundesweit zum Unternehmen. Zum Vergleich: Im Februar war von etwa 80 Filialen die Rede. Ende 2021 hatte der Schuhhandelskonzern allein in Hamburg mehr als 500 Arbeitsplätze in der Zentrale sowie in Filialen in der Hansestadt. In Hamburg hat Görtz derzeit sieben Filialen. Im vergangenen Jahr waren es noch 14.

Nur noch sechs von zehn Schuhen werden im stationären Handel gekauft

Nach „mehrstufigen Sanierungsmaßnahmen“ und einem unumgänglichen Stellen- sowie Filialabbau habe sich das im Jahr 1875 gegründete Traditionsunternehmens nun „zukunftssicher aufstellen“ können, teilt Görtz jetzt mit. Jetzt gehe es um die „Optimierung des verbliebenen Filialportfolios in Bezug auf Modernität, Sortiment und Marken“, die Forcierung des Eigenmarkenumsatzes und die Konzentration auf erfolgreiche Kernmarken sowie um die Modernisierung der Logistikprozesse. Der Investor Bolko Kissling werde sich hierbei „mit innovativen Konzepten“ einbringen.

Schon seit längerer Zeit setzt das Unternehmen auf eine zunehmende Verzahnung von Stationär- und Onlinegeschäft. Im Schnitt werden Schuhe immer häufiger im Internet statt im stationären Geschäft gekauft. Laut dem Bundesverband des Deutschen Textil- und Schuh- und Lederwareneinzelhandels kletterte der Onlineanteil bis Ende 2021 auf 41 Prozent. Hinzu kam im Jahr 2022 eine deutliche Konsumzurückhaltung im Zuge von Ukraine-Krieg und Inflation.