Winsen (Luhe). Der zweite Tag auf dem Green Eagle Golf Courses in Winsen war vom Wetter beeinflusst. Ein Hamburger Amateur begeistert dennoch.

Der Regen kam wieder um 13.33 Uhr. Nur ein einstündiger Schauer, aber den brauchte man wirklich nicht mehr. Die European Open der Golfprofis in Winsen (Luhe) hatten am Freitagmorgen schon mit drei Stunden Verspätung begonnen, weil über Nacht bis zu 25 Liter Regen pro Quadratmeter auf den Green Eagle Golf Courses niedergegangen waren. „Wer sagt, dass er gerne bei Regen spielt, der lügt“, hatte Max Kieffer vor dem Turnier auf der DP World Tour gesagt. Und spielte nun voll in den Guss hinein.

Als der nach dem ersten Tag Führende Jannik de Bruyn (25/Mönchengladbach) am späten Nachmittag auf seine zweite Runde geschickt wurde, war es von oben her immerhin wieder trocken. Die Fairways aber waren gesättigt.

Jungprofi de Bruyn profitierte von Abendsonne

Manch ein Ball bohrte sich nach dem Abschlag in die Erde. Also durften die Profis auch am Freitag besser legen. Dieser kleine Vorteil hatte auch dafür gesorgt, dass de Bruyns Sensationsrunde von neun Schlägen unter Par 73 am Donnerstag nicht als Platzrekord gewertet werden konnte.

„Ich werde ohne Erwartungen in die zweite Runde gehen“, hatte der Jungprofi angekündigt, der sich erst im Dezember die Spielberechtigung für die DP World Tour erspielt hatte. Durch die Verzögerung war sein Abschlag allerdings erst für 16 Uhr angesetzt. Ein Vorteil, denn da war der Regen weg, sogar die Sonne schaute noch raus. De Bruyn spielte eine Par-Runde und geht als Zweiter in die Finalrunde.

Der Hamburger Amateur Tiger Christensen (20) beeindruckte mit seinem abgeklärten Spiel.
Der Hamburger Amateur Tiger Christensen (20) beeindruckte mit seinem abgeklärten Spiel. © Getty Images for U.COM | Octavio Passos

Für die größte Überraschung sorgte allerdings der Hamburger Amateur Tiger Christensen. Der 20-Jährige ist nach einer ganz starken Runde mit 68 Schlägen und insgesamt vier unter Platzstandard auf dem geteilten 15. Rang zweitbester Deutscher. Seine Einladung hat er klar gerechtfertigt, Freunde, Familie und die Trainer des Hamburger Golfverbandes verfolgten die erstaunlich souveräne Leistung begeistert.

Im Gegensatz zu Christensen sind die erfahrenen Marcel Siem (43) und Max Kieffer (33) ausgeschieden. Vor einem Jahr wurden sie gemeinsam Zweite, dieses Mal konnten sie an die Vorjahresform nie anknüpfen. Insgesamt haben sieben der 16 gestarteten deutschen Spieler den Cut überstanden. Darunter auch der Frankfurter Yannik Paul (30), der noch am nassen Nachmittag aktiv war.

Titelverteidiger McKibbin wieder vorne dabei

Er schaffte mit insgesamt 146 Schlägen dennoch den Sprung ins Wochenende. „Ich hatte heute ein gutes Gefühl für die Schläge und gute Kontrolle“, sagte er, „und die Greenkeeper haben wirklich einen guten Job gemacht, dass man hier spielen konnte.“

Paul spielte in einer Gruppe mit Tom McKibbin (21) aus Nordirland, der auf dem besten Weg ist, seinen Titel aus dem Vorjahr erfolgreich zu verteidigen. Mit sechs Schlägen unter Par geht er aussichtsreich in der Spitzengruppe in die beiden Finalrunden. „Ich spiele gut und fühle mich gut“, erklärte der Brite.

Platz durch die vielen Regenfälle viel schwerer

Der Platz allerdings präsentiert sich durch die Verhältnisse völlig anders als 2023: „Es spielt sich viel länger, es ist wirklich schwierig.“ Tagesbester war der Engländer Laurie Canter (34) mit 66 Schlägen, er führt mit zwölf unter Par das Feld an.

Turnierdirektor Jose Maria Zamora hatte schon früh am Morgen entschieden, dass der Start erneut erst ab 10.30 Uhr möglich sein würde. Während am Donnerstag eine dichte Nebelglocke über der Anlage das Spiel unmöglich machte, war es diesmal halt die Nässe. Am ersten Tag riss der Himmel dann aber auf und es wurde ein wunderbarer Tag, der auch ungewöhnlich viele Fans für einen Donnerstag raus nach Winsen zog. Am Freitag waren es deutlich weniger.

Public Village zieht viele Zuschauer an

Viele Zuschauer tummelten sich während der Schauer auch im Public Village. Da reichte das Probierangebot von Whiskey bis zu Staubsaugern. Bei den Reiseveranstaltern, die Trips in die Sonne der Türkei und Mauritius anboten, schaute dann jeder hin. Auch das Gratis-Eis eines Norderstedter Großhändlers ging gut weg.

Ein Highlight für Motorsportfreunde im Publikumsbereich war aber Porsche 911 S/T. Kaufpreis 328.247,40 Euro – da verursachte Probesitzen schon manch wohliges Kribbeln. Der edle Sportwagen-Bauer hatte im Vorjahr sein Engagement als Titelsponsor beendet, weil sich die Konzernleitung mit Blick auf den wichtigen asiatischen Markt für ein Titelsponsoring in Singapur entschied.

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Als „Mobilitätspartner“ blieb Porsche dem Turnier aber erhalten. Und wenn man sieht, wie voll täglich der Extra-Parkplatz für Kunden der Zuffenhausener war, versteht diese Entscheidung. „Für uns war es wichtig, hier im Hamburger und deutschen Markt weiter präsent zu sein“, sagt Markus Rothermel, Leiter der Sportkommunikation, „es geht um Kundenbindung und das gelingt gut.“

Die Wetteraussichten für das Wochenende sind wieder besser, dennoch bleibt es eine große Herausforderung, die Veranstaltung auf hohem Niveau zu Ende zu bringen. „Wir haben nur zwei Turniere der DP World Tour in Europa, deshalb ist es immer toll, wenn einen die Fans unterstützen“, hofft Yannik Paul, dass die Zuschauer am Sonnabend wieder zahlreicher kommen. Wenn dafür das bessere Wetter nicht als Argument reicht, dann wohl ein ganz starker Hamburger.