Winsen (Luhe). Laurie Canter aus England ist schon der sechste Spieler, der in Green Eagle erstmals gewinnt. Hamburger Amateur schafft den Cut.

Ein Fotograf musste Laurie Canter erstmal sagen, was man bei einer Siegerehrung so macht mit dem Pokal: „Halt sie mal hoch, lies mal die anderen Sieger.“ Der 34 Jahre alte Engländer konnte ja nicht wissen, wie das so geht, eine Trophäen-Übergabe.

Bis Sonntag. Da gewann er erstmals in seiner Karriere bei den European Open in Winsen (Luhe) ein Golfturnier auf der DP World Tour. „Ich bin grade auf Wolke sieben“, sagte er, „es fühlt sich großartig an zu gewinnen.“

European Open in Winsen: Sieger Canter kassiert 400.000 Euro

Canter setzte damit eine eigenartige „Tradition“ auf den Green Eagle Golf Courses fort. Seit das Traditionsturnier 2017 erstmals auf der Anlage im Hamburger Speckgürtel ausgetragen wurde, waren von sieben Champions sechs erstmalige Sieger. „Ich hatte schon Zweifel, ob es noch klappt“, sagte Canter, der schon viermal in seiner Laufbahn Zweiter geworden war, „aber heute irgendwie nicht.“

Mit insgesamt 279 Schlägen (13 unter Par) war er auf dem Par-73-Kurs zwei Schläge besser als Bernd Wiesberger (Österreich) und Thriston Lawrence (Südafrika). Canter hat erst mit 13 Jahren angefangen Golf zu spielen, in seiner Jugend war er ein talentierter Tennisspieler, der auf Vereinslevel auch gegen Andy Murray antrat. Knapp 400.000 Euro kassiert er nun für seinen Premierenerfolg. „Da werde ich mit meiner Frau drauf anstoßen.“

Jungprofi Jannik de Bruyn konnte seine Top-Position nicht halten

Die deutschen Profis konnten im Gegensatz zum Vorjahr nicht um den Sieg mitspielen. Bester der sechs, die am Wochenende noch am Start waren, war Jannik de Bruyn mit 287 Schlägen. Der Jungprofi aus Mönchengladbach hatte am Donnerstag nur sensationelle 64 Schläge gebraucht, konnte seine Spitzenplatzierung am Sonntag aber bei einer Runde von fünf Schlägen über Par (78) nicht halten.

„Ich habe leider schlecht geputtet, dann geht eben nicht mehr“, sagte der 24-Jährige, „es hat trotzdem viel Spaß gemacht. Es ist schon etwas anderes, wenn einen Hunderte Zuschauer anfeuern.“

Der Hamburger Amateur Tiger Christensen (20) schaffte erstmals den Cut bei einem Profiturnier.
Der Hamburger Amateur Tiger Christensen (20) schaffte erstmals den Cut bei einem Profiturnier. © Getty Images | Stuart Franklin

Natürlich will de Bruyn wiederkommen, ebenso wie Tiger Christensen. „Wenn ich im nächsten Jahr wieder hier spiele, bin ich vielleicht schon Profi“, sagte der 20-Jährige nach der Schlussrunde. Denn seinen Abschluss am College in Arizona wird er im Mai machen, danach ist der Wechsel zu den Profis fest geplant. Dass er da mithalten kann, hat der 20-Jährige vom HGC Falkenstein bei den European Open gezeigt.

Erstmals in seiner Karriere überstand Christensen den Cut bei einem Profiturnier. „Es war eine Mega-Erfahrung“, sagte er am Sonntag, „ich bin sehr zufrieden. Dass ich den Cut geschafft habe, war natürlich ein Highlight.“ Insgesamt notierte er 294 Schläge (zwei über Par) und belegte damit den 46. Platz.

Top-Veranstaltung: 23.500 Fans an vier Turniertagen hatten Spaß

Am frühen Sonntagmorgen ließ Turnierdirektor Dirk Glittenberg weitere Wiesen außerhalb des Clubgeländes mähen, um zusätzlichen Parkraum zu schaffen. Auch am Finalsonntag strömten Tausende Zuschauer nach Winsen. In Summe dürften es wie im Vorjahr etwa 23.500 gewesen sein. „Wir wissen, dass in Hamburg Golf funktioniert“, sagte Glittenberg, der mit seiner Agentur im vierten Jahr die Veranstaltung ausrichtet.

In großen Gruppen folgten die Fans ihren favorisierten Spielern. Sie tummelten sich im Public Village, prüften Angebote von Golfreisen bis Whiskey, ließen sich mit dem Riesenrad hinter der 18 in die Luft befördern. Trotz wechselhaften Wetters – Sonne Donnerstag und Sonnabend, Regen Freitag, Wind Sonntag – war das Turnier ein Erfolg.

Kein Titelsponsor: Zukunft der European Open bleibt ungewiss

Dennoch bleibt die Zukunft ungewiss. Denn in diesem Jahr hatten die European Open keinen Hauptsponsor. Die DP World Tour sorgte dafür, dass der Etat einschließlich der 2,5 Millionen Dollar Preisgeld dennoch gedeckt war. Nachhaltig aber ist das nicht: „Wir brauchen einen Titelsponsor“, sagte Glittenberg, „wir wissen aber auch, dass es nicht einfach ist, in Hamburg große Sponsoren zu finden.“

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Vertreter von zwei global agierenden deutschen Unternehmen waren vor Ort, Werbung war es, aber es muss sich jemand einen Ruck geben. Mitte Juni soll es konkret werden, dann könnte sich die Zukunft entscheiden. „Wenn wir einen Titelsponsor finden, dann wird der Vertrag mit der Tour gleich um drei oder fünf Jahre verlängert“, sagt Dirk Glittenberg. „Wir wollen wachsen, wir wollen Fortschritte machen“, ergänzte der Turnierdirektor.

Turnierdirektor: „Wir wollen ein Flagschiff-Event für Europa werden“

Denn die Golfwelt wird sich ändern in den kommenden Jahren. Die verschiedenen Touren in den USA, in Europa und im Rest der Welt werden kooperieren. „Der deutsche Markt ist für die Tour wichtig“, sagt Glittenberg, „wir wollen ein Flagschiff-Event für Europa werden.“ Die Voraussetzungen sind da in Winsen – es fehlt nur ein Partner, der auch an diese Idee glaubt. Und sie bezahlt.