Trennung: Schock und Tränen: Erfolgreichste deutsche Mädchenband geht “auf unbestimmte Zeit“ auseinander.

Stuttgart. Schock für Millionen Fans der No Angels ("Daylight In Your Eyes"): Die erfolgreichste deutsche Mädchenband aller Zeiten will angeblich getrennte Wege gehen. "Ja, es ist vorbei, wir hören auf!", sagten die vier Sängerinnen der "Bild am Sonntag". Begründung: Sie hätten keine Kraft mehr, der Stress sei ihnen zu groß geworden. Alle seien durch ihr Leben als Popstars gesundheitlich angeschlagen. Peter Lanz, Sprecher des Managements: "Die No Angels haben sich entschieden, im kommenden Jahr eine kreative Pause einzulegen. Wir werden noch in den kommenden Wochen einige Termine wahrnehmen, aber 2004 definitiv eine Pause einlegen." Ob die No Angels danach je wieder als Gruppe auftreten, ist fraglich. Lanz: "Ein Zusammenfinden 2005 ist nicht angesagt, aber auch nicht ausgeschlossen." Auf der offiziellen No-Angels-Homepage ist die Rede von einer "Auszeit auf unbestimmte Zeit". Sandy, Vanessa, Lucy und Nadja waren vor drei Jahren bei der ersten "Popstars"-Staffel gecastet worden. Sie stürmten mit allen drei Alben auf Anhieb die Chartspitze. Mit Songs wie "When The Angels Sing" landeten sie reihenweise Hits und verkauften fünf Millionen Platten. Noch am Freitag waren die No Angels bei der TV-Aufzeichnung von "The Dome" in Stuttgart aufgetreten. Da stand die Trennung schon fest. Was empfanden sie dabei, angesichts der nichts ahnenden Fans? Lucy: "Ich habe mich wie eine kleine Betrügerin gefühlt." Auf der Rückfahrt seien Tränen geflossen, sagt Nadja. Lucy sei die Kraft schon im Sommer verloren gegangen: "Geist und Körper haben gestreikt. Ich war sechs Wochen nur krank - Kehlkopfentzündung, Allergie, Grippe." Vanessa geht es ähnlich: "Ich bin supermüde, kann mich nicht mehr auf die wesentlichen Dinge konzentrieren." Sie schlafe oft nur drei Stunden pro Nacht, das zehre an den Nerven. Das fünfte Bandmitglied Jessica (26) ging schon 2002 eigene Wege, als sie ein Kind bekam. Wollen die No Angels nun solo Karriere machen? "Wir sind Künstler - wir können nicht zwölf Monate auf der Couch liegen", glaubt Nadja. Und Lucy: "Ich möchte mir einen Proberaum einrichten." Vanessa will Tanzunterricht nehmen: "Alles andere lass ich auf mich zukommen." Erst vorige Woche begann der Vorverkauf für die "Pure Acoustic Tour 2004". Gestern herrschte Verwirrung darüber, ob alle 22 Auftritte abgesagt werden. Managerin Regina Weber behauptete in "Bayern 3", alle angesetzten Konzerte würden "auf jeden Fall" stattfinden - und widersprach ihrem Kollegen Peter Lanz. Er sagt über die No Angels: "Wir müssen ihre Entscheidung akzeptieren. Es wird auf jeden Fall noch ein Abschiedskonzert geben." Sind die Sängerinnen "verheizt" worden? Schlager-Komponist Ralph Siegel (57): "Selbstverständlich muss ein Management seine Künstler genau ansehen, ihnen notfalls den Druck nehmen. Aber das ist bei Bands viel schwieriger als bei einem Einzelkünstler. Wenn es einem schlecht geht und drei wollen loslegen, entsteht ja ein Gruppendruck." Die Psychologin Elke Eyckmanns (Köln) appelliert an die Eigenverantwortung der Künstlerinnen: "Wenn man einen Vertrag unterschreibt, in dem 300 Reisetage stehen, weiß man, was los ist. Aber dann kommt es oft zur falschen Selbsteinschätzung. Die Illusionen sind einfach größer." Infos im Internet: www.noangels.tv