Sportler können bei einem Berglauf binnen Minuten lebensbedrohlich auskühlen, warnt der Ulmer Sportmediziner Prof. Jürgen Steinacker. Ein wichtiger Risikofaktor sei, dass es mit steigender Höhe gewöhnlich kälter werde. Auch unter stabilen Wetterbedingungen sinke die Temperatur alle 200 Höhenmeter um etwa ein Grad Celsius.

Plustemperaturen seien dabei oft gefährlicher als Minusgrade, bei denen sich die Läufer von vornherein wärmer anzögen. "Regen führt zu hohem Temperaturverlust des Körpers", so Steinacker. "Ein Problem ist auch die moderne Funktionskleidung, die im nassen Zustand praktisch keine Wärmeisolation bietet." Wolle, die auch dann noch wärme, sei besser geeignet.

Bei einem Berglauf erreiche der Körper 90 Prozent seiner Extremleistungsfähigkeit oder mehr. Dabei würden rasch die körpereigenen Zuckervorräte aufgebraucht. Nach der ersten Dreiviertelstunde müssten die Extremsportler immer wieder essen, um die Zuckerversorgung der Muskeln sicherzustellen. Sobald ein Läufer dann durch Regen- oder Schneeschauer in die Unterkühlung gerate, werde es gefährlich: "Das Kältezittern, mit dem der Muskel Wärme erzeugt, braucht Kohlenhydrate." Stünden diese nicht ausreichend zur Verfügung, kühle der Muskel weiter aus. "Bei 33 Grad Muskeltemperatur hört das Zittern dann auf, ab 30 Grad ist der Muskel starr", so Steinacker.

Hinzu komme eine sinkende Urteilsfähigkeit. Auch das Gehirn kühle aus und bekomme immer weniger Zucker. "Das führt zu Tunnelblick, Orientierungslosigkeit und eingeschränkter Wahrnehmung. Man erkennt dann nicht mehr, dass man unterkühlt ist", warnt der Arzt. "Das können dann eigentlich nur noch Menschen von außen erkennen." Mancher Sportler laufe an der rettenden Hütte vorbei und hoffe, durch das Weiterlaufen wieder warm zu werden.